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Ein Gastbeitrag von Mathias Taege, PIRATEN-Direktkandidat in Brandenburg

Die demographische Uhr tickt: Wie retten wir unser Sozialsystem?

Mathias Taege ist unter anderem als @MTaege auf Twitter unterwegs.

In den kommenden 20 Jahren werden unsere Sozialsysteme zunehmende Belastungen zu stemmen haben, die mit den simplen Konzepten der derzeit amtierenden Regierung nicht mehr aufgefangen werden können. Die aufkommende Digitalisierung könnte diese Probleme lösen – oder aber verschärfen.

Einer der Aspekte, der unsere Gesellschaftsstruktur auf die Probe stellen wird, ist der künftige Verlust von Erwerbstätigen. Diesen Verlust – und die zu erwartenden Folgen – möchte ich als Ausgangspunkt für meine Gedanken nutzen. Als Beleg gehe ich zunächst auf die Antwort des Brandenburger Landtages auf eine Kleine Anfrage der Brandenburger SPD-Abgeordneten Britta Müller ein. Der Titel lautet „Struktur des Brandenburger Erwerbspersonenpotentials„.

Derzeit machen die 30- bis 50-Jährigen ungefähr 43 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung in Brandenburg aus. Mit 41 Prozent kommen die 50- bis 65-Jährigen jedoch gleich an zweiter Stelle. In den nächsten 24 Jahren werden also in Brandenburg ca. 430.000 Erwerbstätige (27 Prozent) in Rente gehen und dementsprechend für den Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Zur Anschauung verweise ich auf Tabelle 4 auf Seite 3 der Kleinen Anfrage.

Auf den ersten Blick scheint das kein so großes Problem zu sein, schließlich leben wir im Zeitalter der Automatisierung und Digitalisierung. An verschiedenen Beispielen wird deutlich, dass zukünftig weniger Arbeitnehmer benötigt werden, beispielsweise in der Landwirtschaft. Fahrzeuge mit einer autonomen Steuerung sind heute schon auf vielen Feldern zu finden, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese auch ohne Mitfahrer ihre Arbeit erledigen. Durch Nutzung des Internets, entsprechender Software und satellitengestützter Positionierungssysteme (GPS) kann der Landwirt die gesamte Flotte dieser Fahrzeuge steuern, weitere Arbeitskräfte werden kaum noch benötigt.

Ein anderes Beispiel ist die „letzte Meile“ bei Transportunternehmen. Verschiedene Unternehmen testen bereits, wie sie mit Drohnen den Transport vom Warenlager zum Endkunden automatisieren können. Im Bereich Logistik gehört Brandenburg zu den Top 3-Standorten in Deutschland mit über 200.000 Beschäftigten. Durch die Automatisierung werden in diesem Bereich unwiderruflich Arbeitsplätze wegfallen.

Also ist alles doch kein Problem? Durch die technische Entwicklung wird der demographische Wandel einfach abgefangen? Leider nicht, denn dadurch entstehen neue Probleme, die viel grundlegendere Veränderungen verlangen. Rund 430.000 weniger Erwerbstätige bedeuten auch einen Wegfall von Einnahmen durch die Besteuerung von Einkommen aus Arbeit. Um diese Verluste abzufangen, bedarf es einer Überarbeitung des Steuersystems, die sich nicht auf die Frage, ob es eine Reichensteuer geben sollte, beschränken darf. Eine grundlegende Umstrukturierung wäre notwendig, an die sich die amtierende Regierung leider nicht herantraut. Selbst bei Großkonzernen zeichnet sich ein Umdenken ab, zuletzt sprach sich Joe Kaeser (Siemens CEO) dafür aus.

Natürlich wird die Automatisierung nicht in allen Berufsfeldern gleichermaßen Einzug halten können. Die immer stärkere Digitalisierung der Gesellschaft wird hauptsächlich Menschen mit überwiegend intellektuellen, kreativen und sozialen Fähigkeiten neue Perspektiven bieten, deren Berufe noch bis ins hohe Alter problemlos ausgeübt werden können. Doch die Annahme, dass der Stellenverlust durch die Automatisierung genau so viele Stellen abbaut wie aufgrund des demographischen Wandels nicht mehr besetzt werden können, ist mehr als naiv. Ein kurzer Blick auf die Fortschritte der letzten Jahre genügt, um zu verdeutlichen, dass die vielbeschworene Vollbeschäftigung nichts weiter als ein unerreichbarer Traum bleiben wird. Und genau das ist der zweite Punkt, in dem die Politiker endlich umdenken müssen. Das BGE (Bedingungslose Grundeinkommen) ist der Weg, der endlich beschritten werden muss.

Die Bento-Autorin Jenna Behrends betont, dass eine „konservative Regierung in einigen Jahren“ das Bedingungslose Grundeinkommen einführen könne. Doch können wir wirklich so lange warten? Die Uhr tickt – ob wir das wollen oder nicht. Unsere Gesellschaft steht vor grundlegenden Veränderungen und nur, wenn endlich der Mut für neue Ansätze gefunden wird, können wir gemeinsam eine Lösung finden.

17 Kommentare zu “Die demographische Uhr tickt: Wie retten wir unser Sozialsystem?

  1. Guter Beitrag. Es geht aber nicht nur um jung und alt. Die grundsätzlichere Frage ist wie viel Menschen, die Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen, müssen wie viel Menschen die aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen alimentiert werden, finanzieren. Man kann die Zahl der Zahler erhöhen, z.B. Beamte, man kann die Beiträge erhöhen. Beides hat Grenzen, wo diese liegen kann man diskutieren, aber Grenzen gibt es. Man muss natürlich auch auf die Blicken, die alimentiert werden. Das sind neben Rentnern/Pensionären Arbeitslose. Es gilt also die Zahl der Leistungsempfänger, um das System finanzierbar zu halten, möglichst zu beschränken. Vorstellungen einer EU Arbeitslosenversicherung bzw. einer Einwanderung in die Sozialsysteme würden zu einer deutlichen Belastung führen. Ein weiterer Kostenfaktor ist das Aufstocken von Löhnen und die Aufstockung von Renten. Auch das wird von den Steuer / Sozialversicherungsbeitragszahlern finanziert. Die SPD will jetzt höhere Löhne. Prima. Wie erreicht man höhere Löhne ? Durch Ausweitung des Angebotes an Arbeitskräften oder durch Verknappung des Faktors Arbeit ? Die Antwort könnt ihr euch selbst geben. Übrigens wird eure gesetzliche Rente mal weniger als 50% eures Nettoeinkommens betragen. Wie viel das in etwa ist könnt ihr selbst ausrechnen und wie ihr, eure Freunde und Kollegen davon leben werdet könnt ihr euch auch ausmalen. In einer digitalisierten Wirtschaft erhöht sich natürlich die Produktivität, das schafft, in Grenzen, Spielräume für Gehalts / Lohnerhöhungen, die lassen sich aber nur durchsetzen wenn man am Arbeitsmarkt ein knappes Gut, bzw. gut organisiert ist. Wie man die Alimentierung nennt ist nebensächlich, wichtig ist das sie effektiv ist und von Empfängern und Zahlern als einigermaßen gerecht empfunden und damit akzeptiert wird.
    MfG

  2. ….Guter Beitrag……schon deshalb weil man hier vor nicht all zu langer Zeit noch von einem Arbeitskräftemangel in der EU (Wir haben einen EU Arbeitsmarkt). ausging. Ein Mangel ohne Obergrenze…..man erinnert sich ?
    MfG

    • …..EU Arbeitsmarkt….
      Die Situation in Frankreich zeigt uns wie es weitergeht wenn es nicht klappt. Wie könnte es klappen ? WELT on : Migrationsbeauftragte fordert Wahlrecht für Ausländer und Quoten für Migranten. Na dann….einen schönen Tag und eine glückliche Zukunft….

  3. Danke für den Artikel.
    Es kann auf jeden Fall dank Automatisierung immer weniger pro Kopf gearbeitet werden, wenn man den Lebensstandard gleich hält. Voraussetzung ist allerdings dass man das erarbeitete Vermögen im Land/in der Region hält. In D. ist das große Problem dass man massiv exportiert (Exportweltmeister) und dafür Euros bekommt, die man bekanntlich nicht essen kann. Zudem überschwemmt man z.B. Afrika mit Billigagrarprodukten, und macht so dort die heimischen Bauern platt, und dieser Regionen verarmen dauerhaft und werden abhängig. Der Kreis schließt sich dann, wenn wir an die Armutszuwanderung aus z.B. Nordafrika denken, die inzwischen traurige und problematische Größenordnungen erreicht hat. Solche Zuwanderung ist niemals eine Lösung. Sie schafft dann neue Ungerechtigkeit, Billiglohnausbeutung der neu angekommenen verarmten jungen Männer, soziale Probleme und Spannungen.
    Eine gerechte Ökonomie kann nur jeweils regional oder national, bezogen auf einen einigermaßen homogenen Wirtschaftsraum, funktionieren, ebenso ein BGE. Das BGE kann immer nur Ergänzung sein, niemals wird es ein Paradies geben in dem gar niemand mehr irgendwas arbeiten muss und alles von selbst läuft. Selbst hochautomatisierte Prozesse müssen erdacht, gesteuert und überwacht werden. Klug wäre, für die, die arbeiten, langsam die 4- oder 3-Tagewoche einzuführen bei vollem Lohnausgleich, und parallel ein zunächst ein kleines BGE (z.B. auf H4-Niveau startend), das dann langsam wächst mit zunehmender volkswirtschaftlicher Leistungskraft/zunehmender Rationalisierung. Das BGE wird dann finanziert aus insgesamt niedrigen Steuern, die dann aber jeder auch zahlt, auch der Milliardär. 20% MWSt. und 20% ESt., die so auch das BGE für Besserverdienende quasi wieder wegsteuert, reichen aus. Dafür müssen allerdings dann auch liebgewordene Sozialleistungen wie Krankengeld oder Arbeitslosengeld wegfallen. Kein Vorteil ohne Gegenfinanzierung, denn das Geld fällt nicht vom Himmel, und würde man es vom Himmel fallen lassen, wäre Inflation und damit eine BGE/Preisspirale die Folge.
    Schade, dass die Piraten sich so versenkt haben, und nicht mehr an solchen Konzepten aktiv arbeiten, sie ausarbeiten, damit an die Öffentlichkeit gehen und wieder sichtbarer werden. Spätestens im Bundestagswahlkampf ist das ein „Muss“, um aus der 1%-Talsohle herauszukommen.

    • ….Eine gerechte Ökonomie kann nur regional oder national……
      Wenn möglich : Regionale Produkte von regionalen Produzenten….und was ist mit den Arbeitskräften ? Nach Möglichkeit auch regional ? National ?
      Oder International ?
      MfG

  4. Endy Dorson

    Ein Gastbeitrag von Mathias Taege. Geschrieben von Nadine Englhart. Sehr merkwürdig.

  5. Seepferdchen

    https://www.destatis.de/DE/Publikationen/WirtschaftStatistik/VGR/RezessionBetrachtung.pdf?__blob=publicationFile

    Nach diesem Dokument ist das BIP Deutschlands inflationsbereinigt vom Index 85,36 in 1991 auf 110,8 in 2008 (Referenzwert aus 2000 = 100) gestiegen. Pro Kopf stand also im Krisenjahr 2008 durchschnittlich das rund 1,3 fache (110,8/85,36) im Vergleich zu 1991 (damals litten wir allerdings tatsächlich arge Not; die Älteren werden sich erinnern…) zum Verteilen zur Verfügung. Mittlerweile – also in 2017 dürften wir über dem Faktor 1,4 gegenüber 1991 liegen.

    Frage: Sollten dieser Zuwachs gepaart mit dem hohen Startwert aus 1991 nicht genügen, um diese „überhand nehmenden lästigen Alten“ satt zu machen? Oder all die anderen zu Alimentierenden, diese ganzen „arbeitsscheuen Hartz IV-Empfänger“ von denen es ja angeblich sogar wieder weniger geben soll, glaubt man den Arbeitslosenstatistiken.

    Tut mir furchtbar leid, dass ich schon wieder mit kommunistischer Propaganda daherkomme – aber das demografische Problem, das es unzweifelhaft gibt, ist ein Zwerg gegenüber der eigentlichen Herausforderung unserer Zeit. Wir müssen ehrlich über die Frage der VERTEILUNG reden; in Deutschland, in Europa und in der Welt. Das schließt auch die Verteilung der Arbeit ein, von der es immerhin noch so viel zu geben scheint, dass viele „regulär Beschäftige“ reichlich Überstunden absolvieren müssen, von denen die Hälfte nicht einmal bezahlt wird.
    http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-07/arbeitszeit-ueberstunden-arbeitnehmer-institut-fuer-arbeitsmarkt-berufsforschung
    1.8 Mrd. Überstunden ergeben reichlich 1 Mio. 8 Stunden Vollzeitjobs…

    Wenn diese Verteilungsdiskussion ernsthaft geführt wird, lösen sich neben dem Demografieproblem viele andere Probleme einfach in Luft auf.
    Dabei geht es keineswegs um Gleichmacherei – den Fleißigen und Innovativen steht mMn defintiv mehr zu als den Faulen und Dummen, die es vorziehen, sie NUR alimentieren zu lassen. Aber es kann auch nicht sein, dass Managernulpen wie Martin Winterkorn sich Heizungen für einen Koi-Karpfen Teich leisten können, nur weil sie TÄGLICH über 3.000 Euro einsacken dürfen. Kann man die Viecher eigentlich essen? Einfach mal die Heizung hochdrehen und danach `ne Fischsuppe servieren.

    Sorry für meinen Sarkasmus…

    • …..zum verteilen zur Verfügung…..
      Wo ist das Geld denn jetzt ?
      Was macht es da (ist es investiert) ?
      Was passiert wenn man es abzieht und verteilt ?
      Wie macht man das ?
      Wie realistisch ist die Umsetzung ?
      Wie viel und wie lange kannst Du an die Alten verteilen ?
      Wie viel und wie lange kannst Du ab die Alten und all die Anderen verteilen ?
      Und danach ?

    • ….arbeitsscheuen H4 Empfängern…..
      Migranten nehmen den Deutschen nicht die Arbeit weg. Sie machen arbeiten die Deutsche nicht machen wollen.
      Wer sind die Deutschen, die die Arbeit nicht machen wollen ?
      Sind das die arbeitsscheuen H4Empfänger ?
      Warum wollen sie nicht?
      Weil sie faul sind ?
      Weil man diese Arbeit überwiegend prekär macht ?
      Wenn die Migranten die Arbeit nicht prekär machen würden, würden Deutsche die Arbeit dann in nicht prekären Arbeitsverhältnissen machen ?

    • ….wir müssen über Verteilung in Deutschland, Europa und der Welt reden….
      Wer soll wie viel für wen abgeben ?
      ….das bezieht sich auch auf Arbeit….
      Wie viel Arbeitsplätze sollen wohin abgegeben werden ?
      ….Überstunden …1 Millionen Vollzeitjobs…
      Stimmen die Qualifikationen der Überstunden machenden mit denen der Arbeitslosen überein ?
      Kann man alle Arbeitslosen entsprechend qualifizieren ?
      Wie viel Überstunden entstanden durch zeitlich befristeten Bedarf ?
      Wie viel Überstunden liegen auf Arbeitszeitkonten ?
      usw. usw.

    • ….Martin Winterkorn….
      war der beste und bestbezahlte deutsche Manager. Seinen Vertrag erhielt er vom Aufsichtsrat. Dort haben (Arbeitnehmervertreter / Land Niedersachsen) diejenigen die Mehrheit, die jetzt (Wahlkampf?), eine Begrenzung von Managergehältern fordern.
      Koi Karpfen würde ich nicht essen. Es sind sehr freundliche, zutrauliche Tiere.
      Spott zum Grusse

      • Die Manager von BMW, Daimler und Audi sind auch nicht besser (hüstel).
        Ich hörte jetzt schon mehrfach in den öffentlichrechtlichen (z.B.von Röttgen) das die Amis auch BMW, Mercedes und Audi kaufen würden wenn ein Zoll von 35 % erhoben werden würde. Warum wurden dann nicht schon vor Jahren die Preise entsprechend erhöht ? Als Aktionär wäre ich stink sauer. Ahäm…könnte natürlich auch sein das Röttgen und die anderen Stuß…ach nee…..
        Noch mehr Geld schmeißen diese „Manager“ raus um Frauen zu diskriminieren. Ich weiß aus gleicher Quelle aber auch aus dem VORWÄRTS Sommer 2016) das diese Konzerne, aber auch Bosch und ganz viele andere, Diskriminierungsrichtlinien haben. Danach bekommen Frauen mit Mihigru den Tariflohn, Frauen ohne Mihigru bekommen deutlich mehr, noch mehr bekommen Männer mit Mihigru und am allermeisten bekommen Männer ohne Mihigru. Im Durchschnitt bekommen so Männer ca 21 % mehr, bei gleicher Arbeit und gleicher Leistung. Das sind Monat für Monat mehrere hunderte, manchmal auch tausend EURO , insgesamt geht es um zig Milliarden und das nur um Frauen zu diskriminieren. Bei Aldi, Lidl beim Bäcker und am Kiosk ist es genauso. Es soll auch Unternehmen, z.B. Autohändler geben die Männern einen speziellen Männerrabatt von 10 bis 30 % gewähren , auch nur um Frauen zu diskriminieren.
        Ich finde man sollte Parteien unterstützen die diesem Spuk endlich ein Ende machen….und das Gewerkschaften und Betriebsräte da mitmachen….nicht zu glauben…Also : Wirtschaftskompetenz und Soziale Gerechtigkeit wählen….
        MfG
        Blanca Spott

  6. Ralf Becker

    Solange Frau Merkel im Amt ist, ist der Reformstau garantiert.
    Daher ist es wichtig, dass die Politik von Banken und Konzernen keine Parteispenden annehmen darf. Außerdem ufert auch der Lobbyismus aus.

    Man kann jedenfalls das gesamte Problem mit wenigen Sätzen umreißen.

    Die weltweite Einkommens- und Vermögensungleichheit nimmt immer weiter zu. Um diesen Trend zu stoppen, brauchen wir zunächst mehr Kooperation zwischen den Staaten, anstatt ruinösen Wirtschaftswettbewerb oder etwa Russland-Sanktionen. Insofern braucht die Welt ein „Kartell der Staaten“, weil man Reiche sonst nicht hinreichend besteuern könnte.

    Wir haben zudem einen schwerfälligen Sozialstaat. Außerdem haben wir die meisten Gesetze, die zudem extrem kompliziert und verschnörkelt sind.

    Die Politik scheint es ferner zu glauben, dass es ausreicht, wenn sie nur Arbeitsplätze schafft. Sie scheint den Begriff „leistungslose Einkommen“ nicht zu kennen. Beispielsweise besitzen die wenigsten Deutschen Aktien. Daher sparen die Deutschen zu viel. Dies ist jedoch nur deshalb möglich, weil andere Wirtschaftsteilnehmer entsprechende Schulden machen. Jedenfalls machen wir Wohlstand dadurch, dass wir Konzernen in Europa Steuervorteile in Höhe von ca. 1000 Mrd. EUR gewähren. Außerdem dulden wir betrügerische Bankbuchungen und Anwaltsbetrug, zumal unsere Regierung ebenfalls – etwa mit intransparenten Parteispenden – betrügt und insofern auch anderweitiges Betrugsverhalten nicht falsch finden kann.

    Außerdem geht unser ständiges Sozialisieren von Staatsschulden so nicht. Die Gläubigerstruktur (= Besitzer von Bundesschatzbriefen etc.) derselben ist extrem ungleich verteilt und daher kann der Staat seine Schulden niemals tilgen.

    Im Moment macht zudem die EZB ihre gefährliche Geldpolitik, um damit die Liquidität bei der breiten Bevölkerung aufrecht zu erhalten und die Staatsschulden bezahlbar zu machen. Leider hat die Geldpolitik extrem schädliche Nebenwirkungen.

    Wir müssen insofern falls möglich die Geschäftsbanken soweit wie möglich abschaffen, was nur mit einem bargeldlosen Geldwesen möglich ist und vor allem auch ein funktionierendes Geldsystem einführen.

    Das Grundeinkommen ist m.E. eher eine Notlösung. Solange die Reichenbesteuerung nicht durchsetzbar ist und die „leistungslosen Einkommen“ extrem ungleich verteilt sind, würde es für die Normalbürger sogar nach hinten losgehen. Eine Vermögensteuer eignet sich auch nicht so richtig, weil es bei Sachvermögen und bei Immobilien ein Bewertungsproblem gibt.

  7. Dem demographischen Wandel, d.h. der Vergreisung entgegentreten heißt
    Abtreibung, also Massenmord an Wehrlosen, wieder unter Strafe stellen.

    Gruß
    D.

    • Wir leben in einer Gesellschaft in der die Liebe zu den Fernen im Mittelpunkt steht. Wenn eine Schwangerschaft die Karrierechancen beeinträchtigt ist das Materielle / die Selbstverwirklichung für viele wichtiger. Man engagiert sich dann ggf. gegen das Schreddern von Hähnchenküken, gern auch für junge Männer von anderen Kontinenten während dort Kinder verhungern. Ob man Abtreibung generell unter Strafe stellen soll…..na ja, aber man sollte ihr die Selbstverständlichkeit nehmen.
      MfG

  8. Es ist zunächst mal wichtig, den Menschen klar zu machen, dass der Bedarf an menschlicher Arbeit sehr wahrscheinlich weiter zurück gehen wird. Und auch, dass der Rückgang auch kaum durch Wachstum ausgeglichen werden kann. Insbesondere, wenn man an die beschränkten Resourcen der Erde denkt und Schwellenländer natürlich auch einen Anteil vom Kuchen haben wollen. Ich glaube aber nicht, dass es eine Gesellschaft aushält, dass die einen so lange wie bisher arbeiten und die anderen gar nicht mehr. Die die arbeiten kämmen sich als „die Dummen“ vor. Außerdem würde so eine Gesellschaft wahrscheinlich für den Teil der Bevölkerung, der voraussichtlich keiner Erwerbsarbeit nachgehen wird auch kaum noch etwas in Bildung investieren. Die Spaltung der Gesellschaft würde also noch größer. Außerdem aber würden Personen wie ein Donald Trump häufiger in führende politische Positionen kommen.
    Ich denke nur eine Umverteilung der Arbeit durch eine weitere Arbeitszeitverkürzung würde eine Gesellschaft aushalten. Weil es auf der Welt natürlich immer Staaten gibt, die as anders sehen, muss man ein Wirtschaftbündis mit Ländern eingehen, die das genauso sehen.
    Zur Finanzierung muss mehr auf mehr Besteurung von Kapitalerträgen, Umsatz und Verbrauch gesetzt werden, satt auf Einkommenssteuern.
    Wenn menschliche Arbeitskraft wieder knapper ist, wird sie auch wieder besser bezahlt und sicherer gemacht. Damit fallen auch wichtige Gründe weg, warum es in Deutschland in den letzten Jahren so wenige Kinder gab. Auch die aktuellen Flüchlingsströme sind im Kern ja dadurch begründet, dass es mehr Menschen gibt als auskömmlich bezahlte Arbeit. Die eine fliehen aus Armut und die anderen oft wegen Bürgerkriegen. Aber würde man einen Teil seiner eigen Bevölkerung bekämpfen, wenn man sie alle bräuchte? Wenn man „nur“ ein menschenverachtender Diktator ist aber sonst noch ganz vernünftig, wohl eher nicht.
    Ein Weg das zu verbreiten, wäre Entwicklungshilfe in manchen Ländern auch an Programme zur Geburtenkontrolle zu binden.
    Einer Techie-Partei, könnten einige Menschen auch zuhören, wenn sie auf die Folgen der technischen Entwicklung ergeben hinweist. Und es wäre in diesem Fall auch ein Alleinstellungsmerkmal. Und je mehr Arbeitsplätze durch Automatisierung wegfallen umso mehr werden sich erinnern, wer darauf als erstes hingewiesen hat. Allein auf die oft als utopisch angesehene Idee eines BGEs zu setzen ist eher kontraproduktiv.

  9. Hallo Roland,
    das Drama, die Katastrophe, ist das man auf absehbare Zeit (ökonomisch gesehen) nicht mehr alle Menschen brauchen wird und die Schere, auf der einen Seite Digitalisierung auf der anderen rasantes Bevölkerungswachstum immer weiter auseinander geht. Beides, Digitalisierung und Bevölkerungswachstum, lassen sich kaum, jedenfalls nicht kurzfristig, stoppen. Um 2050 wird allein Nigeria in etwa so viel Einwohner haben wie Europa. Wie soll das gehen ? Was sollen die Menschen dort, aber auch in anderen Teilen Afrikas, des Nahen Ostens, aber auch Indien, Bangladesh etc. arbeiten ? Der Kollege mit dem Chip wird billiger, schneller sein. Der wird nicht krank, will keinen Urlaub etc… Da hilft nur abschotten, anders geht es nicht.
    MfG

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