Bundestagswahl

Offener Brief über die Aufforderung von Campact, nur die großen Parteien zu wählen.

Vielen Dank, Campact. Ein echter Bärendienst!

Lieber Campact e.V.

 

danke für die von euch versendete Wahlempfehlung, aber ich halte diese für grundlegend falsch und zu einem gewissen Grad auch für eine Frechheit.

 

 

Die „etablierten“ Parteien zu wählen, um die AfD zu schwächen, bedeutet, genau die Parteien zu belohnen, die durch jahrelange Unfähigkeit die AfD überhaupt erst ermöglicht haben. Das ist ein „weiter so“ für kommende Jahre merkelschen Rumgemurxes an der Grenze zum völligen Stillstand mit der Beteiligung der einen oder anderen Hampelmanngruppe, die alles mit sich machen lässt, nur um an den Fressnapf zu kommen.

 

Nein, taktisches Wählen ist keine Lösung für irgendwas. Außer vielleicht für das persönliche Dilemma, sich irgendwie entscheiden zu müssen zwischen Optionen, die man eigentlich nicht will und das Ergebnis schön zu reden. Die Situation kann ich nur zu gut nachempfinden. Leider haben wir in Brandenburg keine Landesliste der PIRATEN und daher weiß ich nicht, wen ich denn mit der Zweitstimme wählen soll. Irgendein Kreuz werde ich machen, allerdings weiß ich bisher nur, wo ganz sicher nicht.

 

Was ich aber in keinem Fall machen werde, ist, eine der Parteien zu wählen, die sich bisher als nicht fähig erwiesen haben, Antworten zu liefern, die die Bürger davon abhalten, solche Rattenfänger wie die braunen Schlümpfe zu wählen. Die sind ja nicht ohne Grund zu einer Größe angewachsen, die ihnen nicht zusteht.

 

Eine AfD im Bundestag ist Platz-, Zeit- und Geldverschwendung. Verhindern werden wir es nicht mehr. Die nächsten vier Jahre werden auf traurige Weise unterhaltsam werden. Die Geschmacklosigkeiten (zurückhaltend formuliert) werden immens sein. Aber unsere Demokratie wird das aushalten.

 

Was uns aber nachhaltig beschädigen kann, ist, wenn wir anfangen, uns mit kleineren Übeln und taktischem Wählen abzufinden. Dann vergessen wir nämlich, dass wir eigentlich etwas Besseres wollen anstatt nur zu verhindern, dass es deutlich schlechter wird, als es bereits ist.

 

Mit freundlichen Grüßen
Guido Körber
Direktkandidat im Wahlkreis 62 für die PIRATEN, ohne Chancen aber mit reinem Gewissen

4 Kommentare zu “Vielen Dank, Campact. Ein echter Bärendienst!

  1. Kluge Worte. Eine Partei mit solchem Personal hat eine Chance verdient! Und Campact einen Shitstorm.

  2. Thomas Ganskow

    Kann man auch an Avazz schicken. Machen Stimmung für taktische Wahl von DieLINKE

  3. Seepferdchen

    Campact verzichtet also auf eine Wahlempfehlung für die „eigene Partei“ Demokratie in Bewegung und gibt stattdessen eine für die „etablierten Parteien“ heraus, um die sich gerade etablierende AfD zu schwächen? Wie blöd ist das denn? Aber es ist nicht nur blöd, sondern gleichzeitig die Kapitulation vor der Aufgabe, ECHTE Alternativen für eine andere Politik in diesem Land zu unterstützen. Zur Ehrenrettung des Campact e.V. vermute ich jedoch, dass diese Wahlempfehlung nicht basisdemokratisch, sondern vielmehr von einigen „führenden Strategen“ des Vereins getroffen wurde. Ich könnte mir sogar eine subtile Steuerung dieser Strategen vorstellen, wenngleich ich damit schon wieder bei den Verschwörungstheoretikern lande.
    Noch blöder – das sollten wir an dieser Stelle ruhig erwähnen – ist jedoch Peter Altmaiers (CDU) Aufruf, lieber gar nicht wählen zu gehen als die AfD oder Linke zu wählen. AfD-Opa Gauland dazu: „Altmaier hat sich als Demokrat disqualifiziert.“ Obwohl diese Worte auch für Gauland selbst und viele seiner PGs gelten – recht hat er damit.
    Kehrt man die Aussage um, wird ein Schuh draus: Lieber AfD oder Linke wählen, als zu Haus zu bleiben. AfWahlen mit möglichst hoher Beteiligung sind schließlich das wichtigste Mittel der Einflussnahme des Souveräns (des „Volkes“) auf die Politik.
    AfD oder Linke wählen (oder auch kleinen Parteien über die 0.5% Finanzierungsgrenze zu helfen) könnte tatsächlich, wie Altmaier behauptet, zu (noch) weniger Stabilität in Deutschland führen. Aber das wird Mutti in ihrer nächsten Amtszeit mit Christian Lindner als Wirtschaftsminister auch ganz ohne die AfD und die Linken schaffen. Eine vom Mehltau befallene Pflanze kann lange „stabil“ bleiben, bis sie ernsthaft erkrankt.
    Der Einzug der AfD in den Bundestag ist nicht zu verhindern. Wir werden eine Menge „Spaß“ mit dieser Truppe am Rednerpult haben. Im besten Fall entlarvt sie sich selbst (Trump-Effekt), im schlechtesten ist die AfD die Keimzelle für sehr viel Schlimmeres. Wir Deutschen haben schließlich schon Erfahrung damit.

  4. Guter Brief, danke!

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