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Braunkohleausstieg in Deutschland ist sofort möglich

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Ist CDU-Vize Armin Laschet unter die Atom-Lobbyisten gegangen? Energiepolitische Nachhilfe für den NRW-Ministerpräsidenten zwingend notwendig.

Deutschland kann die Stromerzeugung mit Braunkohlekraftwerken sofort einstellen. Folgende Gegenüberstellung der Piratenpartei Deutschland macht dies deutlich: Nach der aktuellen Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur sind zur Zeit Braunkohlekraftwerke mit einer Leistung von 18 Gigawatt betriebsbereit. Deutsche Gaskraftwerke stehen mit 22 Gigawatt aktuell in der Liste. Sie können die Gesamtleistung von Braunkohlekraftwerken also mehr als nur ausgleichen. Die Umweltkosten des Braunkohlestroms sind 6 Cent höher als bei Gaskraftwerken, die Erzeugungskosten für die Stromerzeugung aber nur 1,5 bis 3 Cent pro Kilowattstunde niedriger. Der Einsatz der Gaskraftwerke und Verzicht auf Braunkohlekraftwerke erbringt folglich einen volkswirtschaftliche Gewinn von mindestens 3 Cent pro Kilowattstunde.

In Nordrhein-Westfalen sieht es gleichsam gut gut aus: Dort steht der Braunkohlekraftwerksleistung von 7,5 Gigawatt eine genauso große Gaskraftwerksleistung gegenüber. „Die Annahme von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, dass auf belgischen, französischen Atomstrom oder gar Kohlestrom aus Polen zurückgegriffen werden müsste, ist also unbegründet. Und wenn er sich um Duisburger Stahlwerke sorgt, empfehle ich einen Besuch bei den Lech-Stahlwerken in Bayern. Deutsche Stahlwerke haben heute bereits eine Eigenstromerzeugung von 50%. Man erklärt ihm dort sicherlich gerne, wie das Abschalten von zwei Atomkraftwerken in der Region problemlos kompensiert wird; er muss es nur wollen“, so der energiepolitische Sprecher der Piratenpartei Dr. Michael Berndt.

„Den Ausbau der Stromerzeugung mit Photovoltaik- und Windkraftanlagen zu verschleppen und sich nicht von der Kohleverstromung zu verabschieden, ist zugleich arbeitspolitisch ein inakzeptabler Sündenfall, an dem CDU-Vize und NRW-Ministerpräsident Laschet wahrlich nicht unbeteiligt ist. Im Kohlebergbau, in der Kohlebergbauveredelung und indirekt waren im Jahr 2016 ca. 30.000 Arbeitnehmer beschäftigt und es wurden 252 Terawattstunden Strom erzeugt. Mit den erneuerbaren Energien wurden 188 Terawattstunden erzeugt, dieses aber mit mehr als 300.000 Arbeitnehmern!“, ergänzt Dr. Berndt.

8 Kommentare zu “Braunkohleausstieg in Deutschland ist sofort möglich

  1. Betriebsbereit heißt was ? Sie produzieren nicht, können aber jederzeit ? Der Bedarf geht auch nie über die Leistungsfähigkeit der Gaskraftwerke hinaus ? Eigenartiger Beitrag.
    Im Cicero findet ihr einen gut nachvollziehbaren (ich bin Laie) Artikel zu diesem Thema. Lohnt sich.

    • Seepferdchen

      „Sie produzieren nicht, können aber jederzeit?“ Nicht ganz richtig Alfred. Sie können aus „Kostengründen“ nicht produzieren, könnten es aber jederzeit. Ein Gaskraftwerk ist im Übrigen viel schneller hochgefahren als ein Kohlekraftwerk.

      Das mit den „Kosten“ hat uns der gute Dr. Berndt anhand der Daten des Bundesumweltamtes ausführlich erklärt. Na gut – der Schlingel spricht jetzt von „Umweltkosten“, die den Kohlekraftwerksbetreibern nach aktueller Gesetzeslage (keine saftige CO2-Steuer) komplett am Südpol vorbei gehen. Sie schleudern Dreck in die Luft und verdienen prächtig dabei.
      Wenn eine ordentliche CO2-Steuer jedoch greifen würde, sähe das ganz anders aus. Gaskraftwerke wären allein deshalb viel wirtschaftlicher, weil deren Wirkungsgrad bei knapp 60%, der von Braunkohlekraftwerken, die ZUERST vom Netz müssten, jedoch immer noch bei unter 40% liegt. Neben dem Wirkungsgrad gehen noch ein paar andere Faktoren wie der Eigenstromverbrauch eines Kraftwerkes in die Rechnung ein, so dass aktuell für eine Kilowattstunde Strom aus Braunkohle 0,94 kg CO2 (plus jede Menge Dreck), bei Gaskraftwerken jedoch nur 0,35 kg (plus deutlich weniger Dreck) emittiert werden. Guggst du hier: http://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/konventionelle-kraftwerke-erneuerbare-energien#textpart-5 – musst aber vielleicht ein bisschen blättern.

      CO2-Steuer? Dann wird der Strom ja noch teurer! Nein. Warum? Da kannst du hier nachrechnen: https://co2abgabe.de/2017/03/07/was-kostet-strom-in-deutschland-und-was-aendert-sich-mit-der-co2-abgabe-fuer-familie-mueller/
      Voraussetzung: Stromsteuer und EEG-Umlage abschaffen, die jeder auf seiner Stromrechnung wiederfindet. Aber wo kämen wir hin, wenn Umweltkosten tatsächlich denen aufgebürdet würden, die für Umweltschäden verantwortlich sind? Dafür kommt schließlich die Allgemeinheit auf und so soll es nach dem Willen der Jamaikas (inkl. der in dieser Frage bereits im Umfallen begriffenen Grünen) auch bleiben.

      Zur vermuteten und gerne in den Medien kolportierten Versorgungslücke. 22 > 18 – das gilt auch, wenn man jeweils Gigawatt dahinter schreibt, wie es der Dr. Berndt getan hat. Deshalb nein – der Bedarf geht nicht über die Leistungsfähigkeit der Gaskraftwerke hinaus. Die Anlagen sind da und könnten sehr schnell in Betrieb genommen werden, um zügig von den Kohlekraftwerken weg zu kommen. Gaskraftwerke haben auch insofern eine Zukunft, weil sie natürlich auch nahezu CO2-neutrales Gas, das aus überschüssigem Strom aus erneuerbaren Quellen hergestellt wurde, verwerten können. Stromerzeugung aus rein erneuerbaren Quellen ist natürlich die beste Lösung, auf die wir zusteuern MÜSSEN, um diesen lästigen, internationalen Klimazielen gerecht zu werden. Denk‘ mal wieder an deine Enkel Alfred. Schon diese „beschlossenen“ 2 Grad mehr sind nach Meinung einiger Wissenschaftler eine Katastrophe.

      Das Ganze muss nur POLITISCH gewollt sein. Ist es aber nicht, weil das „Geldverdienen“ – egal wie, im Vordergrund steht. Ach ja – und die Rettung die Arbeitsplätze in der Braunkohleindustrie. Das wollen wir mal nicht vergessen. Aber hatte da der Dr. Berndt nicht auch ein paar Zahlen, die diesem Mantra widersprechen?

      Kein eigenartiger Artikel, auch kein einzigartiger, weil die Einschätzung der Piraten zum Thema Energiepolitik auch von vielen anderen, selbst einigen großen Konzernen inzwischen geteilt wird.

      Ein gut recherchierter und erhellender Artikel. Danke dafür Michael.

      LG – das Seepferdchen

  2. Hallo Seepferdchen,
    ich bin (auch auf diesem Feld) Dilettant. Ich will mich da auch nicht groß einarbeiten. Ganz kurz : Der Strombedarf wird durch einen Mix aus Öko, Atom, Kohle, Gas gesichert ? Richtig ? Die profitorientierten Konzerne haben einen unterschiedlichen Mix. Richtig ? Sie besitzen seit Jahren Kraftwerke die sie nicht benötigen ? Haben Überkapazitäten ohne Ende ? Haben gigantische Kosten ? Das klingt jetzt nicht nach betriebswirtschaftlicher Gewinnoptimierung…..
    Das klingt für mich…..eigenartig. Wäre ich Herr RWE, würde ich überzählige Kraftwerke dicht machen. Du nicht ?
    Nach Deinen / euren Vorstellungen, könnte ich, Herr RWE, jederzeit meine Atom und Kohlekraftwerke schießen….sie kosten, bringen aber nix…..mach ich aber nicht, weil…?
    Mit Deinen Vorstellungen über eine Ökologische Stromsteuer hast Du in gewisser weise natürlich recht….lies bitte mal den Cicero Artikel…..ist ziemlich aktuell, leicht zu finden. Lohnt sich wirklich.
    MfG

  3. Wolfgang W.

    Es ist in der Tat so, dass die deutsche Politik hier Arbeitsplätze ohne langfristige Zukunftsaussicht schützt und dadurch zukunftsfähige Arbeitsplätze gefährdet. Woher kommt das? Die Arbeitnehmer in den alten Arbeistplätzen sind oft besser gewerkschaftkllich organisiert. Die Arbeitsplätze häufen sich oft in bestimmten Bundesländern, so dass sie eine Landesregierung als Führsprecher haben. Aber warum kämpfen die Arbeitnehmer in diesen Arbeitsplätzen so um diese?
    Sie haben die sehr richtige Einschätzung, dass es immer noch viele Arbeitslose in Deutschland gibt und keineswegs einen Fachkräftemangel. Sie wissen, dass wenn sie überhaupt noch mal einen neuen Job bekommen würden, der oft schlechte Bedingungen hätte. Viele wissen, dass die größere Ungleichbehandlung im Berufsleben nicht zwischen Geschlechtern sondern anhand des Alters erfolgt. Wenn man ab 45 noch einen neuen Job sucht hat man es besonders schwer. Wenn man für eine neuen Job umziehen muss, ist man von den steigende Mieten betroffen.
    D.h. die Politik der in den letzten 30 Jahren mal regierenden Parteien hat dafür gesorgt, dass es im Industrieland Deutschland eine wachsende Gruppe von Wählern gibt, die sich aus Eigeninteresse gegen sinnvolle technische Weiterentwicklung wenden. Wenn das so weitergeht, wird entweder die Basis des realtiven Wohlstand zerstört oder man wird die Demokratie einschränken.
    Dieses Problem kann keine arbeitgeberfreundliche Partei wie FDP,CDU,CSU noch eine Harz IV-Partei wie SPD und Grüne ansprechen, geschweige denn lösen. Die Linke ist zu sehr von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi beeinflusst um Probleme in der Industrie erkennen zu können. Die AFD hängt will ja selbst an der Kohle festhalten.
    Diese Problem müsste eine andere Partei ansprechen …

  4. Seepferdchen

    In der Tat ist die Frage nach den Überkapazitäten eine berechtigte, die man wahrscheinlich klären könnte, wenn man sich mit den Förderrichtlinien für Gaskraftwerke der Vergangenheit beschäftigt. (Freiwillige vor…) Ich kenne nur das Gaskraftwerk Irsching in Bayern, das der Betreiber wohl nicht gebaut hätte, wäre ihm von vornherein klar gewesen, wie die Verwertungsbedingungen seines Invests aussehen würden.

    Nichtsdestotrotz sind die im Artikel genannten Überkapazitäten tatsächlich vorhanden. Wer daran zweifelt, zweifelt an den amtlichen Daten des Bundesumweltamtes.

    Im Moment ist es halt so, dass der Betrieb dreckiger Braunkohlekraftwerke aus betriebswirtschaftlicher Sicht profitabler ist, als Gas für modere GuD-Turbinen einzusetzen. Abschaltung von Überkapazitäten? Na klar! Aber die richtigen bitte. Und DAS kann man politisch steuern. Der Vorschlag der Grünen, 7 GW der vorhandenen 18 GW Braunkohleleistung durch andere Energieträger zu erbringen, wäre zumindest ein zarter Anfang gewesen.

    „Geht aber nicht“, meinte der smarte Herr, der uns unlängst in S/W von Plakaten gegrüßt hat, gestern nacht live und in Farbe. Er wollte ja seine Wähler nicht enttäuschen und die „verantwortungslose Energie- und Wirtschaftspolitik der Grünen“ war einer der Hauptgründe für die Gelben, die Sondierungen für eine Regierung platzen zu lassen. Wer waren gleich die Wähler der FDP? Bin gespannt, wie viele bei eventuellen Neuwahlen übrig bleiben. Aber vielleicht gehört sogar dieser Schuss ins eigene Knie zum Kalkül der „Liberalen“.

    Den Cicero-Artikel finde ich nicht, obwohl du behauptest, es wäre leicht. Hast du einen Link?

    LG – das Seepferdchen.

  5. Hallo Seepferdchen,
    also nicht erklärbar, warum Konzerne freiwillig gewaltige Kosten für nicht benötigte Kapazitäten tragen ?
    Warum sie sich nicht freuen diese Kosten los zu werden ?
    Gestern die Gewerkschaft IG Bergbau….. : 100.000 Arbeitsplätze gefährdet…..ist ne Hausnummer…..?
    Umstellung auf E Mobilität …? Auch kein Problem ?
    Cicero : Zieht euch warm an.
    Deutschland für ca. 2 % des Drecks verantwortlich. ca. 1.600 neue Kohlekraftwerke weltweit im Bau bzw. genehmigt,
    Energieverbrauch wächst gerade in Schwellenländern rasant …usw. : Symbolpolitik ohne globalen nutzen….?
    Die „GRÜNEN“ waren sich gestern mit der CSU fast einig, das Obergrenzen und sichere Herkunftsländer nun doch kein menschenverachtender, rächtzpopulistischer Quatsch sind…. Lustich ?Sie, die GRÜNEN, sind sogar der Meinung, das sich Männer (Menschen) ohne Familie gar nicht integrieren können….und jetzt ? Keine ohne Familie mehr reinlassen ? .Weil sie gar nicht können ?.Lustich ?
    Die „Gelben“ wollen wohl in einem Land, das schon soooo reich ist, weniger Steuern zahlen….
    Die SPD will „jünger und weiblicher“ antreten. Fände ich vielversprechend….für einen Nachtclub-
    Und die PIRATEN ? Bei Neuwahlen ? Das Thema Migranten wird diesmal, weil es fast alle Problemfelder tangiert, eine noch größere Rolle spielen….weiter : mehr für alle bei (fast ?) offenen Grenzen ?
    Seepferdchen…mach es gut….

  6. Strom zu Marktpreisen,
    Kohlesubventionen (auch indirekte, wie Erlass von Wasserabgaben, Gewinnungsabgabe, Grundsteuer, Stromsteuer für Selbstverbrauch usw.) abschmelzen, Rücklagen fur Rekultivierung ausreichend bemessen, dann word es sehr ruhig um die Kohle – und die EEG-Umlage kann auch auf den Müll…
    Atomausstieg first! gilt natürlich, auch fur Importe.

    • Strom zu Marktpreisen ? Finde ich im Prinzip gut. Ich denke aber an einen EU Markt. Ich habe nichts gegen Atomstrom wenn er billiger ist. Risiken mittragen aber von möglichen niedrigen Preisen nicht profitieren macht keinen Sinn. Und nun ? Als überzeugter Europäer Atom und Kohle in der EU abschalten ? Tolles Wahlkampfthema…EU weit.

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