Wirtschaft und Finanzen

Die Piratenpartei Deutschland spricht sich gegen den weiteren Einsatz des Pestizides Glyphosat in der EU aus.

Glyphosat-Zustimmung ist eine Bankrotterklärung der Bundesregierung

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Die PIRATEN kritisieren vehement die Zustimmung der Bundesregierung bei der Abstimmung zum weiteren Einsatz des Pestizides Glyphosat. Carsten Sawosch, Bundesvorsitzender der Piratenpartei Deutschland, betont:

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat auf ganzer Linie versagt. Es ist eine Bankrotterklärung der geschäftsführenden Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD, dass sie dem EU-weiten Einsatz von Glyphosat in Brüssel zugestimmt hat und sich jetzt plötzlich rausreden will!

Es ist auch traurig, dass bei der kompletten Glyphosat-Thematik überwiegend einfache, plakative Argumente diskutiert werden und so in der Außenwahrnehmung ein eingeschränktes Bild widerspiegeln.

„Die mögliche direkte Schädigung der menschlichen Gesundheit ist hier nur ein Einzelpunkt, wesentlich sind auch die indirekt beeinflussenden Merkmale, wie die Vernichtung von Nahrungsquellen für Insekten, die ihrerseits wiederum Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Vogelarten sind. Wir müssen daher dringend die Aufmerksamkeit auf diese sekundären Auswirkungen lenken, da diese elementar den Fortbestand der heimischen Flora und Fauna bedrohen“

beklagt Sawosch.

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Um es einmal deutlich zu sagen: Glyphosat ist kein „Pflanzenschutzmittel“, auch der Begriff „Unkrautvernichter“ greift zu kurz. Glyphosat ist ein Total-Herbizid, also ein umfassender Pflanzenvernichter. Es zerstört alle Pflanzen, egal ob Kultur- oder Wildpflanze. Jeder Bewuchs wird nach dem Verspritzen des Giftes braun und stirbt ab, es sei denn, die Pflanze ist genmanipuliert, dann überlebt sie die Giftdusche.

„In den 80er Jahren stand ich zum ersten Mal mit dem Chef meines damaligen Ausbildungsbetriebs vor so einem totgespritzen Acker. Wir waren sprachlos, fassungslos, wie man so mit einem lebendigen Acker umgehen kann, schon damals eine Bankrotterklärung an alles ackerbauliches Wissen und Fähigkeiten der Landwirte“

betont Annette Berndt, Sprecherin der Piratenpartei für Landwirtschaft.

Als Imkerin stehe ich bienenschädlichen Ackergiften prinzipiell ablehnend gegenüber. Ich kann meinen Bienen ihre Flugroute nicht vorgeben oder sie von blühenden, aber besprühten Feldern fern halten. Nicht nur Neonicotinoide, sondern auch Herbizide wie Glyphosat schädigen die Bienen u.a. durch die Störung der Orientierung

betont Anja Hirschel, Sprecherin der Piratenpartei für Digitalisierung.

Links gesunde Wiese, rechts durch Glyphosat zu Tode gespritzter Acker

„Die Problematik ist noch weitaus komplexer als die Frage: Glyphosat ja oder nein? Um eine wirkliche Trendwende in der Landwirtschaft zu erreichen, muss die gesamte EU ein tragfähiges Konzept, das langfristig ohne aggressive Gifte und den dazu ‚designten‘ Spezialzüchtungen auskommt, erarbeiten und auch durchsetzen. Dass z.B. die Bauern in Frankreich durch ein Verbot von Glyphosat nun als nicht konkurrenzfähig abgestraft werden, zeigt die Tragik der Situation sehr drastisch. Hirschel: „Verbraucherschutz wird so zur existenzbedrohenden Entscheidung, und „bio“ steht „billig“ nicht nur im Preis, sondern auch mit unerwünschten Belastungen gegenüber. Statt vorwiegend auf Profit durch den Absatz von Pharmaerzeugnissen und stetig wachsenden Großbetrieben zu setzen, muss endlich der gemeinsame Wille im Vordergrund stehen, in der großen Breite nachhaltig zu produzieren.

Hierzu benötigen die Betriebe EU-weite verlässliche Rahmenbedingungen (die auch Importe aus Nicht-EU-Ländern klar regelt), und Unterstützung bei der Umstellung der Produktion. Konsequente Förderung von samenfesten Kulturpflanzen, die Erforschung resistenter Sorten und alternativer Anbaumethoden gehören für eine sichere Versorgung unbedingt mit dazu. Das muss uns gesundes Essen, der Erhalt unserer bäuerlichen Betriebe, die Qualität unserer Böden und die Biodiversität wert sein.“

Hintergrundinformationen

Der Umgang mit dem Thema Glyphosat ist symptomatisch für das grundsätzliche Problem unseres Umgangs mit Stoffen, die in großen Mengen in die Umwelt ausgebracht werden. Basierend auf Glyphosat gibt es umfangreiche landwirtschaftliche Produktionsketten, bei denen Nutzpflanzen dafür gezüchtet sind, dagegen resistent zu sein. Damit vereinfacht sich die Produktion und der Ertrag wird erhöht. Erst später, also jetzt, wird dann betrachtet, was das für Folgen hat. Das Problem ist aber nun, dass erhebliche Teile der Landwirtschaft weltweit von dieser Produktionskette abhängig sind. Ein Verbot würde also die Erträge reduzieren. Ein weiterer Einsatz treibt jedoch die ganzen Nebenwirkungen, wie Reduzierung der Artenvielfalt und damit auch Reduzierung der Bodenqualität voran.

Bei einer Reduzierung der Frage auf „Verbot von Glyphosat ja/nein“ sind wir letztlich nur in der Situation, uns zu entscheiden zwischen weiterhin mit Glyphosat belasteter Nahrung und absehbar zu wenig Erträgen durch schlechtere Böden und fehlende Insekten, oder zu wenig Erträgen und neuen Belastungen durch andere Pflanzenschutzmittel, die an die Stelle von Glyphosat treten. In beiden Fällen sind wir, die Menschen, die Verlierer. Tatsächlich brauchen wir ein grundlegendes Umdenken. Wenn Stoffe verboten werden sollen, dann muss die Gesamtsituation betrachtet werden, wie die Alternativen aussehen. Und die Alternativen sollten möglichst nicht andere Herbizide sein, sondern andere Methoden, die hohe Erträge sichern, aber die Umwelt nicht belasten.

Glyphosat: Das Vorsorgeprinzip bleibt auf der Strecke, Pressemitteilung der Erfurter PIRATEN: www.piraten-erfurt.de/blog/glyphosat-das-vorsorgeprinzip-bleibt-auf-der-strecke/

Stellungnahme des NABU: www.nabu.de/news/2017/10/23291.html

Beitrag auf Agrarheute: www.agrarheute.com/land-leben/studie-naehrstoffverluste-weniger-regenwuermer-glyphosat-510706

Wirtschaftsprogramm der PIRATEN: wiki.redesign.piratenpartei.de/Programm#Wirtschaft

2 Kommentare zu “Glyphosat-Zustimmung ist eine Bankrotterklärung der Bundesregierung

  1. Schmidt und seine Vorgesetzten Merkel und Seehofer müssen antreten und auf Lebenszeit ein Politikverbot erteilt bekommen.

  2. Piratenlily

    Betreff: Positionierung zum Thema Glyphosat
    Datum: Sun, 03 Dec 2017 19:40:30 +0100
    Von: Jochen Diekenbrock

    Liebe Piratinnen und Piraten,

    ihr habt Euch im Rahmen der kürzlich erneut aufgeflammten Diskussion rund im das Thema Glyphosat bei Twitter, in dieser Presseerklärung und einem Beitrag im Göttinger Tageblatt in einer Weise positioniert, die für mich nicht nachvollziehbar ist.

    Nach meinem Verständnis bilden sich Piraten ihre Meinung auf Basis von Fakten und lassen sich nicht von Gefühlen leiten.

    Ich verfolge das Thema auf wissenschaftsbasierten Quellen länger und bin daher davon überzeugt, dass das Positionspapier der Partei der Humanisten (https://parteiderhumanisten.de/wp2/wp-content/uploads/2017/11/Positionspapier-Glyphosat.pdf) die Fakten gut und korrekt darstellt.

    Insbesondere wird dabei klar, dass die in den Medien und auch von Euch kolportierte Krebsrisiken nicht sauber dargestellt werden. Auch für die *besondere* Gefährdung der Bienen durch Glyphosat gibt es derzeit keine Hinweise (natürlich sehr wohl für die Gefährdung durch unsere Art der Landwirtschaft generell).

    Nach meinem Empfinden ist die Positionierung zu dem Thema eher
    populistisch „am linken Mainstream“ ausgerichtet und zielt auf Likes in der Piraten-Medienblase. Wünschen würde ich mir jedoch eine grundlegendere Herangehensweise, nicht nur im Kleingedruckten, d.h. in der unteren Hälfte einer Presseerklärung, sondern auch in den verkürzten Aussagen in Schlagzeilen, Tweets und Zitaten. Da schreibt ihr da dann auch ganz richtig „Die Problematik ist noch weitaus komplexer als die Frage: Glyphosat ja oder nein“… und kommt dann zum Kern des Problems.

    Das Ziel der Piraten sollte m.M.sein, die Öffentlichkeit aufzuklären und unsere Ziele vermitteln. Das schaffen wir nicht, indem wir irreführende Informationen produzieren oder durch retweets weiterverbreiten.

    Viele Grüße, Jochen

Kommentare sind geschlossen.