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Zocken bis zum Blackout?

Warum das deutsche Stromnetz wirklich instabil ist

Im Juni nahmen die zur Netzstabilisierung notwendigen Regeleingriffe in das deutsche Stromnetz einen bislang nicht da gewesenen Umfang an. Wie üblich wurden von einigen Medien die erneuerbaren Energiequellen als Schuldige ermittelt. Immerhin gab es diesmal auch genügend Presseberichte, die die wahren Ursachen für die „Stromknappheit“ (jeweils mitten in der Nacht (!) des 04., 09. und 12.06.2019) benannten.

Im Oktober 2018 trat eine Gesetzesänderung für den Regelenergiemarkt in Kraft, die noch mehr Zockerei auf Kosten der Stromkunden erlaubt. Das sogenannte „Mischpreisverfahren“ ermöglicht den Stromversorgern, weniger Regelenergie zum Ausgleich von Netzschwankungen auf Vorrat einzukaufen und dafür notwendige Kapazitäten sehr kurzfristig zu erwerben. Der Vorteil für den Stromversorger dabei: Die kurzfristigen Kapazitäten können zwar äußerst teuer werden, allerdings nicht für ihn selbst. Er kann die immensen Mehrkosten direkt an die Stromkunden weiterreichen. Wohlgemerkt: Wir reden hier von Preisunterschieden zwischen ca. 10 Euro pro MWh im Normalzustand und nahe 40.000 Euro pro MWh in einer Krisensituation!
Erfolgt der Nachkauf notwendiger Ersatzkapazitäten zu kurzfristig, kann die Zockerei der Nutznießer dieses sehr fragwürdigen Systems durchaus in einem großflächigen, länger anhaltenden Blackout enden.

Vor der Einführung des Mischpreisverfahrens wurde genau davor gewarnt. In diesem Artikel wird die Problematik gut und ausführlich beschrieben. Tiefergehende technische Hintergründe liefert der Blog von Herbert Saurugg, den wir aus gegebenem Anlass manchen Journalisten wärmstens ans Herz legen möchten.

Dr. Michael Berndt, energiepolitischer Sprecher der Piratenpartei kommentiert:

„Offensichtlich hat die Mischung aus Ahnungslosigkeit bei den Politikern und/oder die Überzeugungsarbeit der Lobbyisten einmal mehr die für die Bürger schlechteste und teuerste Lösung Realität werden lassen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie Intransparenz und Bürgerferne in der Politik gelebt werden.“

2 Kommentare zu “Warum das deutsche Stromnetz wirklich instabil ist

  1. Apropos Kohleausstieg ist Schreibarbeit

    Siehe Website

  2. Linuxer

    Beim Lesen dieses Artikels kam mir sofort der Gedanke, dass meine Wahlentscheidung für die Piratenpartei absolut richtig war. Genau das ist es, was ich von der Politik, von Euch erwarte.
    In den Parlamenten sitzen einfach zu viele Beamte und Oberlehrer, aber viel zu wenig Praktiker.
    Da geht es dann nach dem Motto:“Hauptsache ein gutes Standing in der Presse und für den Rest sind die Experten zuständig,“ Und diese „Experten“ handeln dann unter Ausschluss der öffenlichen Kontrolle.
    Die Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort die dei Dinge praktisch erleben und umsetzen, und die Lebenswirklichkeit der Funktionärsebenen der politischen Parteien und der mit denen eng verbandleten Mainstreampresse nehme ich persönlich als verschiedene Universen wahr, die nichts miteinander zu tun haben.

    Es gibt so viele wichtige technisch, organisatorische und damit auch wirtschaftliche Aspekte die im Mittelpunkt der Politik stehen sollten. Und was beherrscht die Schlagzeilen? – ob es eine dritte Toilette für Menschen geben soll, die sich nicht genau als Mann oder Fraun einstufen können. Von mir aus sollen die ihre dritte Toilette bekommen. Aber ich störe mich daran, dass so getan wird, ob es das wichtigste Thema überhaupt wäre, und es keine andere wichtigen Themen gäbe.

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