#Topthema

Zum Welttag der Intersexualität

Anmerkung: Der Begriff Intersexualität ist innerhalb der Community nicht unumstritten. Viele Menschen bevorzugen andere Begriffe wie inter*, intergeschlechtlich oder intersex. Im Folgenden verwenden wir, der Übersichtlichkeit wegen, den Begriff „intersex“ stellvertretend für all diese Varianten, da dieser Begriff auch international häufig verwendet wird.

Heute ist „Welttag der Intersexualität“. Wir PIRATEN stehen für eine Gesellschaft ein, in der Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Identität und ihrer körperlichen Variation frei und unversehrt leben können. Etwas, was für die meisten intersex Menschen leider nicht möglich ist.

„Intersex Personen passen nicht in unser einfaches, binäres Geschlechterbild. Für viele Menschen ist das ein Problem, das es zu lösen gilt. Intersex Kinder werden auch heute noch häufig Operationen unterzogen, um sie „anzupassen“. Das ist Körperverletzung und ein Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht. Wir müssen diese Operationen endlich verbieten,“

so Zoey Matthies, die Queer-Themenbeauftragte für die Piratenpartei Deutschland.

Das Spannende hierbei: Im Bundestag herrscht seltene Eintracht bei diesem Thema. Union und SPD hatten sich sogar im Koalitionsvertrag auf ein Verbot geeinigt. Leider hat sich aber bis heute nichts getan. Körpernormierende Operationen, um der tradierten binären Vorstellung von Geschlechtskörpern zu entsprechen, an Babys und Kleinkindern im Alter von 0 bis 9 Jahren sind noch immer trauriger Standard.

Dazu kommt für viele inter* Personen der soziale Druck, sich entweder dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zuordnen zu müssen. Rechtlich gibt es neuerdings die „dritte Option“ mit den Geschlechtseintragungen männlich, weiblich „divers“, und der vollständigen Streichung (X Eintrag) nach PsTG45b. Auf den Alltag hat das aber kaum Auswirkungen. Wer sich nicht anpassen will, wird häufig angefeindet, zum Teil auch körperlich angegriffen. Um die Situation in den Griff zu bekommen, müssen diese Probleme von den Behörden ernst genommen und Beamte entsprechend fortgebildet werden. Auch in der Schule muss es Thema werden.

„Die meisten Menschen wissen nicht einmal, was Intersex bedeutet. Deshalb wird es Zeit, das Thema in den Sexualkundeunterricht aufzunehmen. Und zwar nicht als medizinischen Ausnahmefall, bei dem Betroffene wieder als „seltsam“ und „Freaks“ dargestellt werden, sondern einfach als eine Variante der Geschlechtsentwicklung. Unsere Kids müssen lernen, dass es ok ist. Bloß weil ein Mensch anders ist, ist er nicht weniger wert,“

stellt Zoey Matthies klar.

3 Kommentare zu “Zum Welttag der Intersexualität

  1. Zoey Matthies

    Kurze Anmerkung:
    1. Im englischen heißt es „Intersex Awareness Day“. Beim deutschen „Welttag der Intersexualität“ geht da leider ein bisschen was verloren. 2. Am 8.11 ist der „Intersex Solidarity Day“ oder auch „Intersex Day of Remembrance“. Eine weitere gute Gelegenheit um sich solidarisch zu zeigen und Menschen zu unterstützen.

  2. Der medizinische Ausnahmefall einer „Intersexualität“ soll – nicht!?! – als medizinischer Ausnahmefall behandelt werden? Ja aber warum in aller Welt denn? Sollte man mit Wirklichkeiten nicht entsprechend umgehen – warum es anders nennen, als es ist?
    Das sind ernstgemeinte Fragen und ich bitte um entsprechende Feedbacks, Danke!

    • Zoey Matthies

      Natürlich kann man erwähnen, dass es eher ein seltener Fall ist, bisher wird aber fast immer auch die Andersartigkeit der Menschen betont, wenn sie überhaupt angesprochen werden. Betroffene werden als Zirkusattraktion oder Forschungsobjekt gesehen, nicht als Menschen. Darum gehts primär.

Kommentare sind geschlossen.