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Piraten fordern keine Bevorzugung des Fußballs bei Corona-Tests

Am vergangenen Dienstag legte die Deutsche Fußball Liga (DFL) ein Konzept vor, wie ab am 9. Mai eine Fortsetzung der Bundesliga-Saison mit Geisterspielen, also Spiele ohne Stadionbesucher, ihrer Meinung nach möglich wäre. Das 41-seitige Regelwerk einer eigens dafür gegründeten Taskforce sieht unter anderem vor, dass die Spieler bis zu 3 x wöchentlich auf das Corona-Virus getestet werden sollen.
Demgegenüber gibt es nach wie vor große Defizite an Tests für Personal und die Bewohnenden von Pflegeeinrichtungen. Hierzu erklärt die Bundesthemenbeauftragte der Piratenpartei für Gesundheit und Pflege, Sandra Leurs:

„Wurde noch vor Kurzem festgestellt, dass neben Personal in Infrastrukturerhaltung, Einzelhandel und Logistik auch solches in Pflegeeinrichtungen systemrelevant sei, so zeigt sich jetzt, dass sich dies nicht in der Aufrechterhaltung der Versorgung für und am Menschen widerspiegelt. Denn nach wie vor wird außerhalb von Krankenhäusern insbesondere in Senioreneinrichtungen gestorben. Damit ist klar, dass die Menschen dort am meisten gefährdet und am ehesten zu schützen sind.

Denn durch die Engpässe bei Schutzmasken und Schutzkleidung waren die Pflegekräfte, das hauswirtschaftliche Personal, eben alle, die engen Kontakt zu Bewohnern haben, ungeschützt unterwegs. Was nicht gemanagt werden konnte, bis jetzt, war der Vorrat an Schutzmaterial, weil es in der ganzen Bundesrepublik zu massiven Engpässen kam. Alle waren dem Virus schutzlos ausgeliefert. Aber auch Pflegekräfte gehen einkaufen, haben Kinder oder Eltern zu Hause, die versorgt werden müssen und mit denen sie in Kontakt sind. Sie sind also gefährdet und somit die, die das Virus auch am ehesten verbreiten. Das muss Konsequenzen haben.“

Tatsächlich existiert bundesweit keine gesicherte zentrale Erfassung der Infiziertenzahlen in der Gesundheitsversorgung. Aus vielen Bundesländern sowie aus dem Bundesgesundheitsministerium hieß es, dass dort die Zahl des infizierten Personals unter Kliniken, Ärzten und Pflegern nicht separat erfasst würde.

Das Robert Koch-Institut teilte auf Anfrage mit, dass es von mindestens 2.300 Infizierten in Reihen des medizinischen Personals in Deutschland ausgehe, verwies jedoch darauf, dass die tatsächliche Zahl vermutlich höher liege. Auch hat das Robert Koch-Institut die Kriterien für die Corona-Tests erweitert. Nun sollen auch Personen mit Symptomen getestet werden, die regelmäßig mit Risikogruppen Kontakt haben. Das gilt etwa für Pflegepersonal. Altenpflegekräfte hatten kritisiert, dass dies bisher nicht der Fall war.

„Mit der Entscheidung, so genannte Geisterspiele durchführen zu wollen, fallen unter der Voraussetzung, dass tatsächlich dreimal pro Woche ein Test durchgeführt wird, ca. 2.200 Beprobungen pro Woche für den Rest der Spielzeit an. Das mag im Verhältnis zu 750.000 möglichen wöchentlichen Tests wenig erscheinen, aber es sind 2.200, die an anderer Stelle, beispielsweise in Senioreneinrichtungen, und Einrichtungen, in denen Menschen mit Einschränkungen betreut werden, fehlen und dort den Verlust von Menschenleben zur Folge haben können.

Solange noch nicht sichergestellt ist, dass jede Person regelmäßig beprobt werden kann, gibt es keinen Grund, ausgerechnet Profifußballer als systemrelevanter anzusehen. Hier muss Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ein Machtwort sprechen und den Spielbetrieb untersagen, sofern er nur unter diesen Bedingungen durchgeführt werden kann,“

fordert Sandra Leurs.

Die Entscheidung wird voraussichtlich am 30. April in einer Konferenz der Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Merkel fallen, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn äußerte sich aber bereits am Mittwoch hoffnungsvoll.

1 Kommentar zu “Piraten fordern keine Bevorzugung des Fußballs bei Corona-Tests

  1. Fußball ist systemrelevant! Ich bin mir ziemlich sicher, dass ab 09. Mai 2020 der Ball wieder rollt, wenn auch in leeren Stadien. Nach den dahingeschleimten Auslassungen des Herrn Christian Seifert (DFL-Chef), nicht die DFL, sondern die Politik müsse entscheiden, wann es weitergeht. halte ich allenfalls eine politisch verordnete weitere Woche Pause bis zum 16. Mai 2020 für denkbar. Man muss dem Volk schließlich ein bisschen Anstand vorheucheln. Das Projekt „Geisterspiele“ zur Rettung des Profifußballs wird nur dann scheitern, wenn sich die Infektionszahlen wieder deutlich erhöhen; ok – daran arbeiten wir ja auch gerade.
    Der Fußball ist für mich nur ein Aspekt und dabei definitiv nicht der wichtigste in der Betrachtung der Frage, was aktuell Priorität hat und was nicht. Autokonzerne nehmen kackfrech Kurzarbeitergeld für ihre Mitarbeiter in Anspruch und scharren wegen einer weiteren Abwrackprämie schon wieder mit den Hufen. Konzerne (nicht nur VW und Daimler) schütten trotz Corona immer noch fette Dividenden aus – zur freien Verwendung für die Empfänger, versteht sich. Die werden dann schon wissen, wie man „klug in Krisenzeiten“ investiert.
    Der Soloselbständige/Kleinunternehmer indessen, dem das Wasser Oberkante Unterlippe steht, darf die ihm gewährten ohnehin mickrigen Zuwendungen nur für das Begleichen von Betriebsausgaben verwenden, nicht etwa, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Wenn er was essen oder seine Miete bezahlen will – Hartz IV ist doch die dafür von Sozialdemokraten vor einigen Jahren gefundene perfekte deutsche Lösung. https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/solo-selbstaendige-wegen-corona-in-hartz-iv,RwzBnS3
    Sandra hat mir ihrem Text natürlich völlig recht. Trotzdem – ich denke, das ist ein Nebenkriegsschauplatz, der uns von den wichtigen Dingen ablenken soll. Insofern PIRATEN: Wenn ihr wirklich was ändern wollt, stellt die richtigen Fragen.

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