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Gastbeitrag von Christian Zerfass und Arko Kröger

Freiheit in der Coronakrise – Individuum und Gesellschaft

Die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus Pandemie werden oft als Angriff auf die bürgerliche „Freiheit“ kritisiert. Schränkt die Mund-Nasen-Bedeckung also unzulässig unsere Freiheit ein? Ganz im Gegenteil! Diese Diskussion lenkt derweil von wirklichen Gefahren für unsere freiheitliche Gesellschaft ab.

Was bedeutet also bürgerliche Freiheit?
Die Freiheit des Individuums ist Grundlage unserer demokratischen Gesellschaft. Insbesondere in Bezug auf die Coronakrise aber zeigt sich, dass die Freiheit des Einen jene seines Nächsten unmittelbar beeinflussen kann, da die Eindämmung der Pandemie vom Verhalten Aller abhängt. Freiheit kommt also mit Verantwortung, für sich selbst genauso wie für Mitmenschen im Umfeld. Dabei ist es die staatliche Aufgabe, individuelle Interessen auszubalancieren, sodass die Freiheiten jedes Einzelnen maximiert werden, ohne in Konflikt miteinander zu stehen.

Der Konflikt zwischen Freiheit und Verantwortung wurde schon seit Langem in der Philosophie diskutiert. Im frühen 20. Jahrhundert, unter dem Eindruck aufkommender diktatorisch-kollektivistischer Ideologien in der Sowjetunion und Deutschland, wurde der Konflikt zwischen Individuum und Gemeinschaft in der Philosophie zentral. Im Nachkriegs-Deutschland wurde mit Finanzminister Ludwig Erhard, Vertreter des Ordoliberalismus, die Soziale Marktwirtschaft zum Ausgleich individueller und gemeinschaftlicher Bedürfnisse entworfen. Hierzu schrieb Erhard: „Eine Freiheit, die nicht um das Ganze weiß, eine Freiheit, die sich nur an individuellen, egoistischen Interessen ausrichtet und dafür womöglich noch staatlichen Schutz oder Duldung fordert, wird zu einem Zerrbild dieses höchsten Wertes.“ Was auf das Wirtschaftssystem bezogen war, gilt auch für das gesellschaftliche Leben generell.

Nach Jahrzenten des staatlichen Rückzuges sehen manche Kommentatoren die Gefahr, dass ein ungezügeltes Dogma des Liberalismus die zu Grunde gelegte Freiheit selbst zerstört. So warnt ein kürzlich erschienener Essay in der Süddeutschen Zeitung: „In der Demokratie ist es Aufgabe der Politik, dass sich die Sphären des Individuellen und des Kollektiven verbinden, durchdringen.“ Dazu passend schrieb die Philosophin Annemarie Pieper bereits 2013 in Philosophie-inDebate: „Die praktische Vernunft ist es, die dem Einzelnen Einschränkungen seiner Freiheit gebietet, um der Freiheit aller willen.“

PIRATEN mögen in der Vergangenheit Freibeuter geheißen haben, aber auf einem Schiff braucht es Teamgeist – geradezu die Grundlage für die solidarische Gesellschaft freier Individuen.

Deshalb fordern wir, die Autoren:

  1. Coronavirus-Maßnahmen aufrechterhalten – die Infektionen müssen runter und dort dauerhaft bleiben
  2. Freiheitliche Bürgerrechte schützen – insbesondere auch online, ohne Überwachung
  3. Partizipation sichern – Bedingungsloses Grundeinkommen zur wirtschaftlichen Teilnahme und persönlichen Entfaltung
  4. Umweltschutz befördern – eine gesunde Umwelt ist unser aller Lebensgrundlage und damit notwendig zum Frieden zwischen den Völkern

2 Kommentare zu “Freiheit in der Coronakrise – Individuum und Gesellschaft

  1. Wo es aufhört sind Ausgangsbeschränkungen, effektiv Freiheitsentzug.

    Ich habe einen Blogpost dazu verfasst.
    https://blog.icod.de/2020/12/21/ausgangssperren-sind-nachteilig-im-effekt/

    • Nein, das ist Unsinn. Bei einem Volk, welches kollektiv schlicht zu dumm oder stur ist, sich flächendeckend und mehrheitlich an simple Maßnahmen wie Abstand, Hygiene und MNS zu halten und selbst bei diesen bereits in Abwehrhaltung geht, von Merkel-Diktatur und co. fabuliert und in großen Demonstrationen beklagt, man lebe nicht mehr in einer Demokratie (sic!), müssen im Zweifel eben auch mal härtere Maßnahmen her. Wir haben mittlerweile über 30.000 Todesopfer und fast 5% der Bevölkerung sind oder waren bereits an Corona erkrankt. Das sind Zahlen, bei denen jedem halbwegs klar denkenden Menschen klar sein sollte, dass die Lage ernst ist und die Zeit für Unsinn wie den zuvor beschriebenen eindeutig vorbei sein muss, wenn wir da noch halbwegs gut rauskommen wollen.

      Ich habe das auch unlängst in mehreren Blogposts zusammengefasst, zum Beispiel hier: https://tobiasb.eu/querdenken/ und hier: https://tobiasb.eu/covid19-und-das-neue-normal/.

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