Autor: Borys

  • 50. Jahrestag des gescheiterten „Kriegs gegen Drogen“

    50. Jahrestag des gescheiterten „Kriegs gegen Drogen“

    Der seit 50 Jahren geführte „Krieg gegen Drogen“ ist endgültig gescheitert. Trotz weltweitem Einsatz von Milliarden Euro, Waffen, Polizei, Zoll, Militär und Überwachungstechnologien konnte das dogmatische Ziel einer „drogenfreien“ Gesellschaft nicht erreicht werden.

    Jährlich werden hunderttausende Menschen allein in Deutschland Opfer der Prohibition, ohne, dass diese anderen Menschen Schaden zugefügt haben.

    In immer mehr Ländern der Welt erkennen Regierungen, dass der „Krieg gegen Drogen“ ein Krieg gegen Menschen ist, und den strukturellen Rassismus massiv gefördert hat. Jahrzehntelang wurde durch diese Politik die Organisierte Kriminalität gestärkt und Jugend- sowie Verbraucherschutz verantwortungslos vernachlässigt.

    Angelika Saidi, Themenbeauftragte für Drogen- und Suchtpolitik der Piratenpartei Deutschland:

    „Die Piratenpartei Deutschland fordert das sofortige Ende der Prohibition. Menschenrechte sind zu wahren und zu stärken. Die Würde des Menschen ist zu schützen.“

  • 17. Juni – Ein Tag des Nachdenkens

    Nicht nur damals, sondern auch heute ist der Drang der Menschen nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben das, was sie immer wieder zu Demonstrationen und Aufständen auf die Straßen treibt. Gerade die aktuellen Ereignisse in der Welt zeigen uns, dass Zivilisten bereit sind, sich gegen die Entscheidungen und das Handeln der eigenen Regierung zu stellen. Die aktuellen Bilder aus Belarus und Myanmar zeigen uns aber auch, dass noch immer Menschen durch Gewalt von Staatsorganen an ihrem Streben nach Freiheit gehindert werden.

    Schauen wir zurück auf die Ereignisse des 17. Juni 1953, schauen wir zurück auf diejenigen, die damals den Mut aufgebracht haben, für ihre Freiheit zu kämpfen. Und auf einen Volksaufstand, initiiert und getragen vor allem von der Arbeiterklasse, dessen Hauptziel, nämlich die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger von der Diktatur der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, erst 1989 durch den Mauerfall erreicht wurde.

    Die Bilder des blutigen Eingreifens der sowjetischen Armee sind aus den Geschichtsbüchern und auch durch die vielen Erzählungen der Zeitzeugen noch immer sehr präsent. Es liegt an uns, diesen Tag, welcher bereits im August 1953 per Gesetz in der Bundesrepublik Deutschland zum „Tag der Deutschen Einheit“ ernannt wurde, in Erinnerung zu behalten.

    Der 17. Juni soll an die Menschen erinnern, die für ihre Rechte und ihre Freiheit gekämpft haben und besonders auch an die vielen Todesopfer [1], die an diesem Tag im Kampf für ihre Freiheit ihr Leben verloren oder in der Folge durch reguläre Gerichte der DDR und Standgerichte der Sowjetarmee hingerichtet wurden.
    Seit der Wiedervereinigung ist der 17. Juni für uns ein Tag des Gedenkens. Wir wollen uns ins Bewusstsein rufen, welch hohe Werte Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie sind.

    Der 17. Juni ist aber auch ein geeigneter Tag, um daran zu erinnern, dass Demonstrationen für Freiheit, Gleichberechtigung und Mitbestimmung ein Grundrecht sind, welches verteidigt werden muss. Von uns allen. Egal ob auf dem Taksim-Platz in der Türkei, in Hongkong oder in Belarus.

    Doch was ist Freiheit, dazu Frank Grenda, Politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Deutschland:

    „An den Tagen wie heute geht es gerade darum, was der Staat tun und lassen soll, um jedem Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Wie bereits Philosoph Isaiah Berlin mal sagte: „frei sein“ bedeutet nicht nur die Gleichstellung vor dem Gesetz, sondern auch die Befähigung, Chancen nutzen zu können und keine unüberwindbaren Hürden im Weg zu haben. Natürlich ist dies eine idealtypische Vorstellung von Freiheit, daher sollten solche Tage dafür genutzt werden zu überlegen, wieviele Menschen auf dieser Erde diese Freiheit eben nicht haben.“

    Sebastian Alscher, Stefano Tuchscherer, Frank Grenda

    [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_vom_17._Juni_1953#Opfer

  • Coronavirus Delta-Variante eine ernsthafte Gefahr: Öffnungsschritte nicht übereilen

    Coronavirus Delta-Variante eine ernsthafte Gefahr: Öffnungsschritte nicht übereilen

    Der Bundestag hat am Freitag, 11. Juni 2021, das Fortbestehen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite verlängert. Aufgrund des nahenden Ferienbeginns in den ersten Bundesländern drängen derweil viele auf weitergehende Öffnungsschritte in Vorbereitung der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz. [1] 

    Aber auch wenn die Inzidenzzahlen und die Todesfälle in der Pandemie hier in Deutschland rückläufig sind, bleibt die Lage ernst. Ein Blick nach Großbritannien, wo nun die SARS-CoV-2-Variante Delta grassiert, zeigt deutlich: Diese Variante ist nicht nur deutlich ansteckender, sondern führt wohl auch zu schwereren Verläufen, als bisher vom Coronavirus bekannt.

    Mit circa 90% hat Delta in Großbritannien bereits den größten Anteil an den aktuell auftretenden Infektionen, womit Alpha, die vorher dominante „britische“ Variante, fast verdrängt ist. Zudem war jeder Dritte der in Großbritannien an Delta erstorbenen komplett geimpft. Die weitaus meisten Fälle traten bei Ungeimpften auf, und die Gruppe der 10- bis 19-Jährigen in Großbritannien war am stärksten betroffen. [2]

    In Deutschland wird die Virusvariante Delta noch relativ selten, aber zunehmend diagnostiziert. Etwa 6 Prozent der positiv untersuchten Proben wiesen gemäß RKI-Situationsbericht vom 16.6.2021 eine Delta-Mutation auf. [3] Dem gegenüber stehen aber zuletzt zahlreiche Meldungen aus einzelnen Landkreisen. Schon Ende Mai hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) mitgeteilt, dass dies durchaus bereits besorgniserregend sei, da auch Delta rasch exponentiell steigen könne. Jeweils mittwochs veröffentlicht das RKI Berichte über die Anteile von VoCs (Variants of Concern, besorgniserregende Varianten). [4] 

    Frank Grenda, Politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Deutschland:

    „Bei der Alpha-Variante war es ebenso, heute macht sie ca. 95 Prozent der untersuchten Proben in Deutschland aus. Daher wäre es gut, nichts zu übereilen, erst abzuwägen und erst dann weiter zu öffnen, statt jetzt bereits als erstes auf Masken zu verzichten.

    Nur weil die Kanzlerin nicht mehr an den Konferenzen teilnimmt, dürfen die Ministerpräsidenten:innen nicht sorglos werden, sondern müssen weiter Vorsicht walten lassen.“

    In der Diskussion geschieht dies aber im Moment nicht: In den Ländern fällt die Maskenpflicht – in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Außenbereichen oder in den Schulen. Auch Kontaktbeschränkungen werden reduziert. In Deutschland haben derzeit knappe 50 Prozent der Bevölkerung eine Erstimpfung erhalten, und etwas über 25 Prozent sind vollständig geimpft. Wie aber in Großbritannien festgestellt wurde, erkranken auch vollständig Geimpfte und erleiden teilweise einen schweren Verlauf bis hin zum Tod, trotz einer Quote von Erstgeimpften von 62,5%. [5]

    Sandra Leurs, Themenbeauftragte für Gesundheit und Pflege der Piratenpartei Deutschland:

    „Der Leichtsinn in der Politik greift um sich. Der gleiche Fehler, der im Februar diesen Jahres schon unnötigerweise für die dritte Welle sorgte, wird mit frühzeitigen Öffnungen wiederholt. Die Lernkurve der Verantwortlichen ist erschreckend flach. Wir laufen Gefahr, dass uns die Delta-Variante schon im Sommer auf die Füße fällt, womit uns wertvolle Zeit für weitere Fortschritte in der Impfkampagne fehlt.

    Es ist nicht angezeigt, Lockerungen in allen Bereichen des täglichen Lebens in Deutschland zu beschließen, während die SARS-CoV-2-Delta-Variante den Fuß schon in der Haustür hat.

    Auch wenn die etablierte Politik es anders sieht: Wir müssen eine Niedriginzidenzstrategie beibehalten, wie sie die Piratenpartei in einem Meinungsbild mehrheitlich begrüßt hat. [6] Sonst geht dies wieder nach hinten los. Spätestens im Herbst werden vor allem die Kinder und Jugendlichen den Preis für den rücksichtslosen Öffnungskurs zahlen. [7] Cave! Es gibt keinen Grund, die aufgenommenen Änderungen im Infektionsschutzgesetz jetzt zu lockern oder gar auszusetzen.“ 

    In Folge der Neubenennung der ‚Variants of Concern‘ (VoC) seitens der WHO bezeichnet Delta die zunächst in Indien entdeckte Virusvariante B.1.617.2, Alpha die „britische“ B.1.1.7, Beta die „südafrikanische“ B.1.135, und Gamma die „brasilianische“ P.1. [8]

     

    Quellen:

    [1] www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw23-de-epidemische-lage-845692

    [2] www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-freedom-day-grossbritannien-delta-variante-100.html

    [3] www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/DESH/Bericht_VOC_2021-06-16.pdf?__blob=publicationFile

    [4] www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/DESH/Berichte-VOC-tab.html

    [5] https://ourworldindata.org/covid-vaccinations

    [6] www.piratenpartei.de/2021/04/08/wege-aus-der-corona-krise-umfrage-in-der-piratenpartei/

    [7] www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/corona-delta-ansteckungen-impfzentren-101.html

    [8] www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/weltgesundheitsorganisation-benennt-virusvarianten-um-a-edcb73fe-246e-42d9-8c93-9af3c1436f1e

  • PIRATEN fordern unbefristete Arbeitsverträge in der Forschung

    PIRATEN fordern unbefristete Arbeitsverträge in der Forschung

    Deutschland verliert den Anschluss. In der Bildung. In der Wirtschaft. In der Digitalisierung. In der Wissenschaft [1]. Hier lässt der Hashtag #IchBinHanna in die Abgründe unserer Hochschulpolitik blicken:

    „Dieses veraltete Gesetz bringt hohe Fluktuation; etabliertes Wissen und Techniken in den Forschungsgruppen gehen verloren. Viele gut Forschende gehen in die Industrie oder zu ausländischen Forschungsstandorten“,

    weiß Dr. Anna Müllner, Mitglied der PIRATEN.

    Undenkbares ist Alltag im universitären Arbeitsumfeld: Das Wissenschafts-Zeitvertrags-Gesetz[2] (WissZeitVG) begrenzt die maximale Anzahl und Dauer der Arbeitsverträge, so dass in der Regel befristete Arbeitsverhältnisse vorherrschen. Die Folge: Existenzängste[3], viele Personalwechsel, ständige neue Einarbeitungen – dadurch gehen Fortschritte in der Forschung verloren.

    Während jeder Arbeitgeber seine erfahrenen Mitarbeiter schätzt und besser entlohnt, während jeder Beamte mit längerer Dauer in Erfahrungsstufen steigt, werden erfahrene Jungwissenschaftler an den Universitäten per Gesetz entlassen. Ein Wahnsinn, den wir PIRATEN uns doch eher bei den Amtsträgern in der Politik wünschen würden: Innovation durch Fluktuation[4] sollte bei Ministern gelten, aber nicht bei Wissenschaftlern!

    „Insbesondere Frauen werden von der momentanen Gesetzeslage diskriminiert: Die befristeten Verträge erlauben keine angemessene Elternzeit“,

    betont Dr. Annette Schaper-Herget, Mitglied der AG Bildung.

    Forschung wird aktuell in jedem Bundesland anders entlohnt [5]. Der einfachste Weg für eine Forschungschancengleichheit zu sorgen und viele der Probleme in der Forschung zu lösen, sind bundesweit einheitlich angepasste Gehälter für Forscher*innen. Natürlich sollte dies allen Forschenden zur Verfügung stehen und ein Mindestmaß erfüllen, welches z.B. auch Elternzeiten sowie kostenfreien Zugang zu ÖPNV und Bildungsmaterialien (OER)[6] mit einbindet.

    Ebenso sprechen wir PIRATEN uns bereits in unserem Wahlprogramm von 2017 [7] dafür aus, § 2 Absatz 1 des WissZeitVG zu streichen. Das WissZeitVG ist so zu überarbeiten, dass befristete Verträge mit nach oben offener Laufzeit für Wissenschaftler*innen auf Haushalts- und Drittmittelstellen vergeben werden können, ohne eine Maximalbeschäftigungsgrenze zu benennen.

    Quellen:

    [1] www.handelsblatt.com/politik/deutschland/globaler-vergleich-deutschland-verliert-den-anschluss-bei-innovationen/25553894.html?ticket=ST-13932528-pkpA5h2CkhXeoogwtZp4-ap3

    [2] www.gesetze-im-internet.de/wisszeitvg/__2.html

    [3] www.br.de/kultur/ichbinhanna-ausbeutung-akademiker-sicherheit-uni-jobs-befristet-prekariat100.html

    [4] www.bmbf.de/de/media-video-16944.html

    [5] www.academics.de/ratgeber/promotion-gehalt-doktorandengehalt

    [6] youtu.be/1WnZD7E8FKY

    [7] wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2017/Wahlprogramm#Unbegrenzte_Arbeitsm.C3.B6glichkeiten_f.C3.BCr_Akademiker_.E2.80.93_.C3.84nderung_des_Wissenschaftszeitvertragsgesetzes_.28WissZeitVG.29  

  • Pandemiebekämpfung gehört wieder in die Hände der Parlamente

    Pandemiebekämpfung gehört wieder in die Hände der Parlamente

    Die Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD will am heutigen Freitag im Bundestag das „Fortbestehen der epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ feststellen [1]. Damit sollen der Bundesregierung, und insbesondere dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, auch weiterhin erweiterte Entscheidungsmöglichkeiten in der Pandemiebekämpfung eingeräumt werden. Normalerweise ist der Infektionsschutz in Deutschland eine Länderangelegenheit. Zur Begründung wird darauf verwiesen, dass neue Varianten des Coronavirus SARS-CoV-2, vor allem die potenziell gefährlicheren Varianten B.1.1.7 (Alpha), B.1.351 (Beta), P.1. (Gamma) und B.1.617 (Delta/Kappa), auch in Deutschland beobachtet werden.

    Warum der Bundesgesundheitsminister diese Varianten aus Berlin heraus besser bekämpfen können soll als eine dezentrale Infektionsbekämpfung der Länder und deren Gesundheitsinstitutionen, erschließt sich Vertretern der Piratenpartei nicht. 

    Gemäß des SARS-CoV-2 Situationsberichtes des Robert Koch Instituts (RKI) vom 9. Juni sind alle Bundesländer unterhalb einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 pro 100.000 Einwohner. Nur vereinzelte Landkreise in Deutschland bewegen sich oberhalb dieser Schwelle [2]. Die Pandemie ist hiermit zwar noch nicht vorüber, jedoch aktuell soweit eingedämmt, dass den Gesundheitsinstitutionen der Länder ihre ureigene Aufgabe – die Bekämpfung und Abwehr übertragbarer Krankheiten – auch bezüglich des Coronavirus wieder übertragen werden kann. 

    Sebastian Alscher, Bundesvorsitzender der Piratenpartei Deutschland:

    „Pandemiebekämpfung gehört wieder in die Hände der Parlamente. Das momentane Infektionsgeschehen kann man unmöglich als von nationaler Tragweite sehen. Nur noch vereinzelte Landkreise liegen oberhalb der Schwelle einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 pro 100.000 Einwohner. Das heißt, die Kommunen sind derzeit in einer deutlich besseren Situation, Ausbrüche vor Ort und lokal zu bekämpfen beziehungsweise ihrer Herr zu werden, und auch die Gesundheitsämter sollten wieder in der Lage sein, für eine Nachverfolgung von Infektionen zu sorgen – insbesondere, wenn zwischenzeitlich digital aufgerüstet worden ist. Die Entscheidungen für weitere Maßnahmen, oder gar Einschränkungen, können und müssen wieder in die Hand des Bundestags gelegt werden.“

    Wolf Vincent Lübcke, stellv. Generalsekretär der Piratenpartei Deutschland:

    „Der Gesundheitsschutz der Bevölkerung ist zweifelsohne ein wichtiges Ziel der politischen Institutionen. Die Bevölkerung hat hierbei große Einschränkungen ihrer Freiheiten hingenommen. Das war und ist ein großer Vertrauensvorschuss, und die Politik steht dabei in der Verantwortung, Freiheitseinschränkungen gering zu halten und effektive Pandemiemaßnahmen zu ergreifen. Von einer Notfall-Erklärung in die Nächste zu gehen schmälert das öffentliche Vertrauen. Deshalb müssen bei dem momentan niedrigen Infektionsgeschehen zwangsläufig Freiheiten zurückgegeben und die parlamentarische Kontrolle der Bundesregierung wieder hergestellt werden.“

    Quellen:

    [1] dserver.bundestag.de/btd/19/303/1930398.pdf

    [2] www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Jun_2021/2021-06-09-de.pdf?__blob=publicationFile

  • Staatstrojaner sind eine Gefahr für unsere Sicherheit

    Staatstrojaner sind eine Gefahr für unsere Sicherheit

    +++ Koalition will Staatstrojaner zur präventiven Überwachung einführen +++ Trojaner nutzen Sicherheitslücken, die von Hackern ausgenutzt werden können +++ PIRATEN: Wir fordern sichere Digitalisierung statt Überwachung +++

    Die Regierungskoalition hat sich trotz zahlreichem Widerspruch von Sachverständigen in Anhörungen auf den Einsatz von Staatstrojanern sowohl durch die Bundespolizei als auch durch den Verfassungsschutz verständigt. Schon am heutigen Donnerstag sollen diese im Bundestag beschlossen werden [1,2].

    Die Piratenpartei Deutschland, die sich bereits seit ihrer Gründung gegen online-Überwachungstools einsetzt, sieht hierin einen Dammbruch. Gerade die Möglichkeit einer präventiven, das heißt ohne Verdacht einer Straftat erfolgenden Überwachung ist ein massiver Eingriff in die freiheitlichen Bürgerrechte und erzeugt zudem unnötige Sicherheitslücken für die online-Kommunikation.

    Stefano Tuchscherer, stellvertretender politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Deutschland:

    „Wir PIRATEN fordern die Digitalisierung, und wollen diese gestalterisch begleiten. Diese Staatstrojaner aber sind eine Sicherheitslücke, ein Einfallstor, die zu Hacker-Angriffen geradezu einlädt. Wenn die digitale Umgebung von staatlicher Seite zerlöchert und unsicher gemacht wird, erzeugt das ein Misstrauen, das ein positives Nutzen der Vorteile aus der Digitalisierung unmöglich macht.“

    Patrick Breyer, Abgeordneter des Europäischen Parlaments:

    „In der EU diskutiert man Chatkontrolle zur flächendeckenden verdachtslosen Durchleuchtung privater Nachrichten [3] und Deutschland setzt noch eins drauf. Maßgebliche Überwachungsfundamentalisten scheinen sich Stasi-Methoden zum Vorbild genommen zu haben. Kurz vor der Bundestagswahl scheint die angezählte GroKo einen Grundrechte-Schlussverkauf zu betreiben, diese Parteien sind völlig unwählbar.“

    Sebastian Alscher, Vorsitzender der Piratenpartei Deutschland:

    „Durch die Erlaubnis eines Einsatzes von Staatstrojanern ohne dass Erkenntnisse vorliegen, die einen Tatverdacht begründen, ist erneut eine Schwelle überschritten. Ich frage mich ernsthaft, wo die Große Koalition noch eine rote Linie zieht, bevor sie die Grundrechte der Menschen beschneidet.

    Darüber hinaus kommt die Bundesregierung ihrer Verpflichtung, die Bürger zu schützen, nicht nach. Durch die notwendigen Sicherheitslücken für den Einsatz einer Trojanersoftware setzt sie bereitwillig die Smartphones und Computer einer ihnen bekannten Sicherheitslücke aus. So werden auch weiterhin Hacker ein Einfallstor haben, um bei Privatpersonen, Unternehmen, Krankenhäusern oder sogar Gerichten Erpressersoftware aufzuspielen und Festplatten zu verschlüsseln.“

    Für ausführliche Diskussionen zur Position der Piratenpartei zu Staatstrojanern wird auf frühere Veröffentlichungen aus der Partei verwiesen [4,5].

     

    Quellen:

    [1] dserver.bundestag.de/btd/19/247/1924785.pdf

    [2] dserver.bundestag.de/btd/19/265/1926541.pdf

    [3] www.patrick-breyer.de/beitraege/nachrichtendurchleuchtung/

    [4] piraten-rhn.de/staatstrojaner-ich-hoer-dir-trapsen/

    [5] www.piratenpartei-nrw.de/2021/06/05/innere-sicherheit-vs-innere-sicherheit/

  • Stellungnahme der AG Inklusion zu den ursprünglich geplanten Ideen des Gesundheitsministers Spahn zur Verteilung mangelhaft geprüfter Masken

    Stellungnahme der AG Inklusion zu den ursprünglich geplanten Ideen des Gesundheitsministers Spahn zur Verteilung mangelhaft geprüfter Masken

    Die Piratenpartei Deutschland steht für Werte, die der Regierungspartei CDU offenbar abhanden gekommen sind. Die zahlreichen Fehler und Fehlentscheidungen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) begleiten die Menschen in Deutschland nun seit Beginn der Pandemie. Von Anfang an waren Menschen mit Beeinträchtigung besonders von diesen Entscheidungen betroffen. Ob die Isolation in den Wohngruppen, der Impfpriorisierung [1] oder jüngst bei dem Vorhaben des Gesundheitsministers Spahn, Masken ohne EU-Zertifikat  u.a. an Menschen mit Beeinträchtigungen zu verteilen.[2]

    Laut Spiegel plante das Bundesministerium für Gesundheit, nicht EU-zertifizierte Masken an Obdachlose, Grundsicherungsempfänger sowie an Bewohner von Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen zu verteilen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat bei diesem Vorhaben nicht mitgezogen [3]. Das BMG  bestätigte die fehlende Temperaturprüfung – welche für die Verwendung im Arbeitsbereich für den Arbeitsschutz von der EU-Kommission empfohlen wird – sowie die verlängerte Anlegeprüfung. Dies wäre jedoch auch nicht entscheidend für die Schutzfunktion, heißt es nun. Hintergrund der gesamten heiß geführten Diskussion zwischen BMAS und BMG seien unterschiedliche rechtliche Einordnungen [2].

    Wenn es in der Schutzwirkung der Masken aus China gegen den COVID-19-Erreger keinerlei Bedenken gab, stellt sich uns jedoch die Frage, warum sie dann nicht gleich nach ihrer Überprüfung an alle Menschen verteilt wurden, mit dem Hinweis, dass sie nicht nach arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben anzuwenden sind.

    Anstatt transparent über die Einschränkungen bei der Verwendung der Masken zu berichten, und alle Nutzenden selbst bestimmen zu lassen, ob sie für ihre Anwendungszwecke geeignet sind, wird sich über die fehlende Testung einfach ausgeschwiegen.

    Dabei ist die Selbstbestimmung – gerade für Menschen mit Beeinträchtigungen – ein sehr hohes Gut, zumal ihnen diese oftmals abgesprochen wird.

    „Die Selbstbestimmung wurde gerade uns schon zu anderen, schrecklichen Zeiten in anderer Weise abgesprochen. Das ausgerechnet uns nun diese Masken zugeteilt werden sollten, zeigt, wie wenig nachgedacht wird und wie wenig Sensibilität seitens der Regierung und ihrer Ministerien für uns Menschen mit Beeinträchtigungen vorhanden ist. Das hat sich ja auch schon an anderen Stellen gezeigt, wenn es um unsere Selbst- und Mitbestimmung ging, zum Beispiel beim Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz (IPREG)“,

    sagt Antonia-M. Hörster, parteiinterne Sprecherin der AG Inklusion in der Piratenpartei Deutschland. [4]

    Mit dem derzeitigen Streit zwischen dem Gesundheitsministerium – geführt von der CDU – und dem Ministerium für Arbeit und Soziales – geführt von der SPD – wurde ebenso ein neues Kapitel im Bundeswahlkampf aufgemacht. Dafür Obdachlose, Sozialhilfeempfänger und Menschen mit Beeinträchtigungen zu instrumentalisieren, ist widerlich und unverantwortlich. Sie wurden nach den ersten Meldungen in Wut und Schrecken versetzt. 

    Wir wurden hier in einen Fokus gerückt, der es notwendig macht, sich zu äußern. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, dass wir Menschen mit Beeinträchtigungen hier speziell benannt wurden, zeigt, wie wenig er oder sie verstanden hat, was Inklusion bedeutet. Das Herausgreifen einzelner Gruppen trägt nicht dazu bei, eine inklusive Gesellschaft zu erreichen bzw. voranzubringen, in der jeder Mensch seinen Platz und seine Berechtigung hat. Ziel verfehlt – setzen- sechs!

    Die ganze hitzige Diskussion, und viele wütende und ängstliche Reaktionen rund um das Thema wer wann was gesagt, geplant bzw. nicht geplant hat, hätte man sich sparen können, wäre transparent über das weitere Vorgehen um die Masken und ihre arbeitsschutzrechtlichen Einschränkungen seitens der Bundesregierung berichtet worden. So hat es Tür und Tor geöffnet für Spekulationen und Fakenews, und zur Verunsicherung unterschiedlicher Gruppen geführt.

    Wir PIRATEN fordern daher die uneingeschränkte Aufklärung über die Schutzwirkungen der Masken und der Verwendungspläne. Sollten sich die Anschuldigungen bewahrheiten, dass das Gesundheitsministerium tatsächlich weniger gut vor COVID-19 schützende Masken an Menschen mit Beeinträchtigungen und andere abgeben wollte, dann ist das ein derart menschenverachtendes Verhalten, das wir in der heutigen Zeit nicht für möglich gehalten hätten. 

    Wenn sich herausstellt, dass es sich um eine Wahlkampfaktion handelte, so ist diese ebenfalls menschenverachtend und widerlich – so oder so: Politische Parteien, die sich der freiheitlich demokratischen Grundordnung und dem Grundgesetz verschrieben haben, dürfen so nicht handeln. 

    Einzelne schutzbedürftige Gruppen einer Gesellschaft derart in Angst zu versetzen und zu verunsichern ist unverantwortlich. Entschuldigungen müssen kommen, Rücktritte müssen passieren, von jenen die an dieser Situation die Schuld, und damit einhergehend die Verantwortung zu Tragen haben. 

    Mehr zum Thema:

    Quellen

    [1] piraten-erfurt.de/blog/corona-impfpolitik/

    [2] www.spiegel.de/politik/jens-spahn-weist-vorwuerfe-um-corona-masken-zurueck-fuer-den-infektionsschutz-nicht-relevant-a-19589233-21a8-4b2f-928a-fa240762f8bd

    [3] www.sueddeutsche.de/politik/pandemie-management-masken-und-kein-ende-1.5313896

    [4] www.bundesgesundheitsministerium.de/intensivpflegegesetz.html

     

  • PIRATEN für Vergleichbarkeit in der bundesweiten Bildung

    PIRATEN für Vergleichbarkeit in der bundesweiten Bildung

    +++ Aufhebung des Kooperationsverbots +++ Handbremse im deutschen Schulsystem lösen +++ Bildungsföderalismus verhindert Bildungsgerechtigkeit +++

    Das Kooperationsverbot im Grundgesetz schreibt vor, dass Bund und Länder nur in Ausnahmefällen „bei der Förderung von Wissenschaft, Forschung und Lehre zusammenwirken“ dürfen [1,2].

    Im Grundsatzprogramm der Piratenpartei Deutschland ist schon seit 2013 beschrieben, dass „Bildungsprozesse bundesweit einheitlich sein sollten“, deswegen streben wir auch eine Aufhebung des Kooperationsverbotes an. Gerade die aktuelle pandemische Lage zeigt die weitreichenden Lücken des derzeitigen föderalistischen Systems, wie z.B. beim Aufbau von digitalen Strukturen (Digitalpakt) sowie der Verteilung von Geldern an hilfsbedürftige Haushalte [3].

    Schulen einheitlich für alle zu gestalten ist ein wichtiges Anliegen, um sowohl Generationengerechtigkeit, als auch Regionengerechtigkeit zu schaffen. Schon in Vorpandemiezeiten war das Abitur in Bayern nicht vergleichbar mit dem in Hamburg [4]. Ebenso werden z.B. Erzieher in der Ausbildung in Niedersachsen deutlich besser gestellt, als in Nordrhein-Westfalen [5].

    Dazu Wilk Spieker von der AG Bildung:

    „Alle Lernenden haben ein Recht auf Chancengleichheit in der Bildung, egal aus welchen finanziellen Verhältnissen oder aus welcher Region beziehungsweise welchem Bundesland sie kommen. Hierbei stellt die Aufspaltung der Bildungspolitik auf die Bundesländer mit jeweils eigenen Bildungssystemen und Abschlussprüfungen ein großes Hindernis dar. Ein bundesweit einheitliches Bildungs- und Schulsystem ist hier die einzige Lösung für mehr Gerechtigkeit in der Bildung, und damit mehr Chancengleichheit.“

     

    Quellen:

    [1] www.deutschlandfunk.de/das-kooperationsverbot.724.de.html?dram:article_id=207223

    [2] www.gesetze-im-internet.de/gg/art_91b.html

    [3] www.deutschlandfunk.de/streit-zwischen-bund-und-laendern-der-digitalpakt-als.724.de.html?dram:article_id=43966

    [4] www.weiterbildungsinitiative.de/themen/ausbildung-zur-erzieherin-und-zum-erzieher

    [5] taz.de/Ungleiche-Bildungschancen/!5546736/