Kategorie: Kommentar

  • CETA – Wortbruch und Schummelpackung

    CETA – Wortbruch und Schummelpackung

    Freihandel, hört sich doch gut an? Keine Behinderungen im Warenverkehr, keine unnötigen Zölle, Handel auf Augenhöhe.

    Leider erinnern Freihandelsabkommen oft an Hundekuchen, der bellt nicht und Hund ist auch nicht drin. So ist es auch mit CETA. Da ist jede Menge drin, verteilt auf 1600 Seiten Vertrag findet sich ein bunter Bauchladen von Themen aus dem Bereich Laissez-Faire-Economy, aber ganz wenig Freihandel.

    Die Tatsache, dass die Grünen jetzt der Ratifizierung zugestimmt haben, kann man nur als kompletten Ausverkauf der eigenen Werte bezeichnen. Die Absenkung von Umweltstandards und die Einrichtung eines privaten Schiedsgerichts sind weithin bekannt, aber der Vertrag geht noch deutlich darüber hinaus.

    Alleine schon die Einrichtung des Schiedsgerichts wird zu massiven Behinderungen im Bereich von Umwelt- und Klimaschutz führen. Da ist beispielsweise die kanadische Ölproduktion aus Ölsand. Dagegen ist der Braunkohletagebau in Deutschland eine Oase des Naturschutzes. Der Abbau von Ölsand hinterlässt vergiftete Ödlande und die Abscheidung des Öls ist energetisch enorm ineffizient. Trotzdem hat die EU, vor der ursprünglichen Verabschiedung von CETA, Produkte aus Ölsand als kaum CO2-intensiver als konventionell geförderte Petrorohstoffe eingestuft. Natürlich könnte man jetzt auf die Idee kommen, das wieder zu ändern, aber dummerweise gibt es dann das Schiedsgericht.

    Weniger bekannt sind z. B. die Regelungen im Bereich des Urheberrechts. Da hat man vorgeblich ja „nur“ die Berner Konvention umgesetzt. Eine Regelung aus dem Jahr 1974, die komplett aus der Zeit gefallen ist. Sie ist bis dato nicht mehr ansatzweise anwendbar und dennoch wurde sie in massiv verschärfter Form in den Vertrag aufgenommen.

    Im Prinzip wurde die Beweislast bei Copyrightstreitigkeiten umgekehrt. Wer sein Copyright „hinreichend“ belegen kann, darf dafür sorgen, dass Waren im Zoll beschlagnahmt werden. Witzig dabei ist, dass es als hinreichend gilt, ein vermeintliches Original mit Namen darauf vorweisen zu können. Die Autoren dieser Klauseln dachten wohl an das auf Büttenpapier handgeschriebene Original und weniger an die heutige Realität digitaler und damit leicht manipulierbarer Dokumente, Bilder, usw. (CETA Vertrag Seite 168, Art. 20.42).

    Auch sehr hilfreich als Waffe ist die Option, dass bei Copyrightstreitigkeiten nicht etwa der normale Rechtsweg gilt. Es ist vorgesehen, dass strafrechtliche Prozesse und Maßnahmen eingesetzt werden (CETA Vertrag Seite 165, Art. 20.35).

    Meint ihr, dass diejenigen, die derzeit laut über den angeblichen Freihandel jubeln, das auch noch tun werden, wenn ein Mitbewerber einen Copyright-Streit auf der Basis von Ideen aus dem Jahr 1974 vom Zaun bricht? Ein leicht bearbeitetes digitales Dokument kann man doch recht schnell zur Hand haben und schon verursacht der Zoll für eine kleine Einfuhr-Verzögerung und vielleicht sorgt er noch für eine Hausdurchsuchung.

    Auch sehr nett ist, dass man sich darauf verständigt hat, dass öffentliche Dienstleistungen insbesondere dann, wenn sie eine natürliche oder zugesprochene Monopolstellung haben, nach kommerziellen Maßgaben erfolgen müssen (CETA Vertrag 124 ff Kapitel 18.5). Also Schluss mit unter Wert verkaufter kommunaler Wasserversorgung, Müllentsorgung und dem ganzen anderen Zeug, das nur den Gewinnabsichten von Konzernen im Weg steht. Praktischerweise gibt es das Schiedsgericht, vor dem kann man dann klagen, wenn kommunale Betriebe im Weg sind.

    Ein Thema, an dem ganz viele Firmen interessiert sind, die nach Kanada exportieren wollen, sind die sogenannten „nicht tarifären Handelshemmnisse“. Das sind hauptsächlich Standards, die dafür notwendig sind ein Produkt auf den Markt bringen zu können. Hier hat man sich auf eine gegenseitige Anerkennung der Produktzulassung geeinigt.

    Klingt toll, oder?
    Aber nur, solange man nicht weiß, wie das in der EU und in Kanada funktioniert.

    Kanada ist mit seinen Standards mit den USA harmonisiert, zumindest so weit das chaotische Standardisierungs-System der USA das zulässt. In Kanada ist es zumindest formal staatlich organisiert, in den USA primär durch Versicherungen vorgegeben. In Kanada funktionieren Standards für die Sicherheit von Produkten so, dass es akkreditierte Prüflabore gibt, die Produkte auf die Einhaltung der Standards überprüfen. Dummerweise hat aber jedes Labor seine eigenen, spezifischen Standards. So kann es vorkommen, dass es für einen Sachverhalt mehr als ein Dutzend Standards gibt, die eigentlich qualitativ gleichwertig sind, aber leicht voneinander abweichen.

    Eine kanadische Firma, die ihr Produkt so hat testen lassen, kann dieses dann nach CETA auch in der EU auf den Markt bringen.

    Umgekehrt wird es spannend. In der EU müssen die meisten Produkte nicht zertifiziert werden. Das trifft nur für kritische Produkte zu, beispielsweise Medizinprodukte und Fahrzeuge. Bei den meisten Produktkategorien gibt es einen Satz eindeutiger Standards, die eingehalten werden müssen. Der Hersteller ist dafür verantwortlich dies entweder durch eigene Tests oder mit externen Labor sicherzustellen und erklärt dann die Konformität der Produkte.

    Also hat eine europäische Firma für die meisten Fälle keinen Vorteil durch CETA, es ist weiterhin die Zertifizierung notwendig, zusätzlich zur CE-Konformitätserklärung in Europa. 1:0 für Kanada?

    Sehr spannend ist auch die Frage, was das für Folgen für das europäische Standardisierungssystem und die CE-Kennzeichnung haben wird. Bisher gilt die Regel, dass es für einen Sachverhalt genau einen verbindlichen Standard gibt. Diesen Zustand zu erreichen, hat Jahrzehnte gedauert. Angefangen hat die EU mit ca. 1,4 Millionen nationalen Standards, bis heute wurden diese auf 160.000 EU-weit geltende Standards reduziert.

    Damit in der EU ein Produkt auf den Markt gebracht werden darf, muss es das CE-Zeichen tragen und eine Konformitätserklärung dazu existieren. Mit CETA bedeutet das jetzt, dass ein kanadisches Prüfzeichen dazu berechtigen würde, die CE-Konformität zu erklären. Also eigentlich müssten damit die Vorgaben für die jeweiligen Produktarten erweitert werden, so dass das Produkt den europäischen Standards, oder einer Auswahl aus dem Bündel der kanadischen Standards entsprechen muss.

    Offensichtlich fehlte bei der Verhandlung von CETA an vielen Stellen der Sachverstand, an anderen haben sich Lobbyinteressen von Konzernen durchgesetzt. Insgesamt ist dieser Vertrag kein Freihandelsvertrag, sondern eine Mogelpackung, die mal wieder zum Nachteil der Bürger und der kleinen und mittleren Unternehmen ausgeht.

    Die Kehrtwende der Grünen, diesem Vertrag zuzustimmen ist um so weniger verständlich, da dieselbe Regierung grade den Ausstieg aus der Energiecharta beschlossen hat, einem Vertrag mit genau so toxischen Elementen wie CETA. Leider ist dennoch kein Lerneffekt zu sehen.

    Der CETA Vertrag in komplettem Umfang:
    https://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2014/september/tradoc_152806.pdf
     

  • Gaspreisbremse – das Versteckspiel der Bundesregierung

    Gaspreisbremse – das Versteckspiel der Bundesregierung

    Lange hat es gedauert, aber überraschend ist das Ergebnis nicht. Jetzt liegen die Pläne für die Gaspreisbremse auf dem Tisch. Die Kurzfassung: Qualitativ auf Augenhöhe mit der Strompreisbremse und leider taugen Gas- und Strombremse nichts, oder zumindest fast nichts.

    Der einzige positive Aspekt ist eigentlich, dass im Dezember die Gasabschlagszahlungen für alle vom Staat übernommen werden. Dies bringt zumindest eine kleine Entlastung für viele Menschen und auch Unternehmen, die nicht mehr wissen, wie sie mit den extrem gestiegenen Energiepreisen klar kommen sollen. Aber im Angesicht von teilweise vervielfachten Rechnungen ist 1/12 der jährlichen Kosten nur das: Eine kleine Entlastung.

    Viel zu spät

    Die längerfristige Entlastung kommt im Januar, aber erst einmal nur für große Unternehmen. Ja, natürlich haben sie ebenfalls Probleme mit den gestiegenen Kosten, aber auch viel mehr Möglichkeiten als Alleinerziehende, Rentner:innen knapp über dem Existenzminimum oder auch die lokalen Bäckereien. Für die kommt eine Entlastung erst im März, also zum Auslaufen der Heizperiode.

    Da stellt sich die Frage, wie die vielen Betroffenen bis dorthin kommen sollen. Ganz durch das Raster fallen werden wohl alle mit einem Gastank, die nicht am Netz angeschlossen sind, sondern Gas per Tankwagen geliefert bekommen.

    Ganz falscher Ansatz

    Aber die beiden Energiepreisdeckel kommen nicht nur spät, sie sind auch eine ganz schlechte Idee. Statt die Preise für Gas und Strom zu senken, verstecken sie diese nur. So richtig es ist, die Preise sofort abzufedern, so falsch ist es, dies mit einem Mechanismus zu machen, der das Geld direkt aus den Taschen der Menschen und Unternehmen über den Umweg von Steuern in die Energiewirtschaft lenkt.

    Was uns jetzt günstigere Energiepreise vorgaukelt, wird in Zukunft für die Sanierung von Schulen, soziale Aufgaben und Modernisierung von Infrastruktur fehlen. Wenn nicht an die Marktmechanismen herangegangen wird, die einigen Unternehmen in der Energiewirtschaft traumhafte Gewinne beschert haben, dann bleiben die Preise immens. Der Traum, diese „Übergewinne“ mit einer speziellen Steuer wieder einzusammeln, wird wohl an juristischen Hürden zerschellen und an der Tatsache, dass viele der betroffenen Unternehmen international aufgestellt sind und (wie immer) steuerlich schwer zu greifen sein werden. Eine erfolgreiche Besteuerung müsste zumindest EU-weit aufgestellt sein.

    Marktmechanismen neu denken

    Neben dem kurzfristigen Auffangen muss dringend eine Reform der Marktmechanismen angegangen werden. Gas wird von Unternehmen verteuert, indem diese damit spekulieren. Das sind zu einem erheblichen Teil Unternehmen aus Europa.

    Der Strompreis orientiert sich am teuersten benötigtem Kraftwerk. Das ließe sich relativ schnell ändern, indem die wenigen Prozent des teuersten Stroms nicht mehr den Preis für den gesamten Strommarkt setzen und die tatsächlichen Kosten für diese Spitzenlastkraftwerke durch eine Umlage finanziert werden. Damit wären die „Übergewinne“ sofort weg und der Strom deutlich billiger.

    Aber die Bundesregierung spielt lieber „Versteck den Preis“. Konsequenterweise hätte man dann den April 2023 als Starttermin wählen sollen, denn da ist Ostern.

    Quellen:
    Bericht der Kommission für Gas und Wärme:
    https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/abschlussbericht.pdf?__blob=publicationFile&v=6

  • Kommentar zur Richtlinienentscheidung: Atomkraftwerke sind nicht die Lösung für die Versorgungssicherheit!

    Kommentar zur Richtlinienentscheidung: Atomkraftwerke sind nicht die Lösung für die Versorgungssicherheit!

    Die Piratenpartei widerspricht dem Machtwort von Bundeskanzler Scholz ausdrücklich. Der Weiterbetrieb der drei Atomkraftwerke leistet voraussichtlich keinen oder nur einen minimalen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Dem gegenüber stehen massive Unsicherheiten durch die im Eilverfahren zu schaffenden gesetzlichen Grundlagen, bei denen rechtliche Fehler zu erwarten sind, die schlimmstenfalls zu hohen Schadensersatzforderungen führen werden, wie bei dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg nach dem Desaster in Fukushima 2011.

    Guido Körber, Themenbeauftragter Energie der Piratenpartei Deutschland äußert sich besorgt:

    „So ein Aufwand für maximal 74 zusätzliche Tage Betrieb. Und falls bei den Gesetzesänderungen etwas schiefgehen sollte, teilen sich Schadensersatzzahlungen auf maximal 7,2 Mrd Kilowattstunden auf, die zusätzlich erzeugt werden könnten. Besonders unverständlich ist die Entscheidung, Emsland weiter laufen zu lassen. Ein kaum regelbares Grundlastkraftwerk mitten in einem Windkraftgebiet schadet der Netzstabilität und erzeugt unnötige Kosten.“

    Eine detailiertere Stellungnahme finden Sie hier: https://redesign.piratenpartei.de/2022/10/20/atomkraftwerke-sind-nicht-die-loesung-fuer-die-versorgungssicherheit/

  • Krisengeschenke an Krisengewinner

    Krisengeschenke an Krisengewinner

    Ein Beitrag von Anne Herpertz, Vorsitzende der Piratenpartei Deutschland

    Nachdem am Montag bekannt wurde, welche Unternehmen von der Gasumlage profitieren sollen, ist klar, dass es sich bei der Umlage nicht gänzlich um ein Rettungspaket für vor der Pleite stehende Unternehmen handelt. Statt die wirklich von Mehrausgaben finanziell Betroffenen zu entlasten, nutzt die Bundesregierung die Energiekrise, um von unten nach oben umzuverteilen. Die Unternehmen, die von Trading Hub Europe veröffentlicht wurden, gehören zum Teil zu den Gewinnern der Krise und haben bereits jetzt Millionengewinne für dieses Jahr angemeldet.

    Während in anderen Ländern mit Übergewinnsteuern ein sozialer Ausgleich geschaffen wird, scheint die Bundesregierung die Situation in Deutschland verschärfen zu wollen. Christian Lindner wirft mit Nebelkerzen, während ein großer Teil der Bevölkerung immer schwerer belastet wird und berechtigterweise mit Angst Richtung Herbst und Winter blickt.

    Wo bleiben die versprochenen Entlastungen für Menschen mit niedrigem Einkommen und ohne Ersparnisse, die jetzt schon jeden Cent umdrehen? Statt konkreter Pläne bekommen wir Spartipps von Politiker:innen, die uns erzählen, dass es in unseren Wohnungen jetzt eben kälter wird. Nicht falsch verstehen – Energie und Ressourcen sparen ist immer angebracht – die Tipps richten sich jedoch an Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben. Für mich ist das blanker Hohn: Als wären Menschen, die ohnehin kaum Geld haben, das Sparen nicht gewöhnt. Die Verantwortung der Regierung in den diversen Krisensituationen muss dringend anders priorisiert werden.

  • Piraten kritisieren Steuerreformpläne der gelb-blinkenden Ampel

    Piraten kritisieren Steuerreformpläne der gelb-blinkenden Ampel

    Ein Kommentar von Anne Herpertz, Vorsitzende der Piratenpartei Deutschland:

    Die Ankündigung von Wirtschaftsminister Habeck, dass Haushalte dieses Jahr mehrere hundert Euro mehr für Energiekosten ausgeben müssen, bedeutet für viele Menschen eine verschärfte Armutssituation. Schon letztes Jahr waren 13 Millionen Menschen in Deutschland armutsgefährdet. Die Hoffnung war groß, dass die Regierung die Belastung in irgendeiner Form abfedert. Statt der erhofften Entlastung für all jene Menschen, die durch Pandemie und Energiekrise unverschuldet noch weiter in Not geraten, präsentiert Christian Linder unfaire Steuergeschenke. Dieses Steuerkonzept ist ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen, die weniger als 60.000 € im Jahr verdienen – wozu ein Großteil der Bevölkerung gehört. Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, kritisiert, dass 70 % der Entlastungen den 30 % zugutekommen, welche die höchsten Einkommen verzeichnen. Zudem werden dabei auch all jene vergessen, die zu wenig verdienen, um Einkommenssteuer zu zahlen. Diese Menschen sind jetzt schon am stärksten belastet. Entlastungen braucht es bei den Menschen, die während der letzten Jahre die zusätzlichen Belastungen aushalten mussten – kleine und mittlere Einkommen.

    Eine solche Idee zum jetzigen Zeitpunkt zeigt sehr deutlich, wo die Prioritäten der Bundesregierung liegen – deutlich erkennbar nicht bei denen, die wirklich auf Solidarität angewiesen sind. Erschreckend ist die Kaltschnäuzigkeit, mit der das Finanzministerium hier agiert – mit Rückendeckung vom Bundeskanzler.

    Daher fordere ich Bundeskanzler Olaf Scholz dazu auf, seinem Versprechen „You’ll never walk alone“ Taten folgen zu lassen. Es kann nicht sein, dass weiter Steuergeschenke an Besserverdienende auf Kosten der Allgemeinheit verteilt werden, während viele Menschen heute schon nicht wissen, wie sie durch den Winter kommen werden. Die kommenden Monate werden einen erheblichen Einschnitt in die Lebensverhältnisse von Millionen von Menschen in diesem Land darstellen – wenn nicht richtig entlastet und abgefedert wird. Die gestiegenen Energiepreise werden Menschen mit hohen Einkommen nicht spüren, sondern all jene, bei denen es auch vorher schon knapp war.

    Zwar wissen wir jetzt, dass wir „nie alleine laufen werden“ – die Frage ist aber noch immer, wohin die Reise überhaupt gehen soll.

  • Europa muss jetzt handeln

    Europa muss jetzt handeln

    Nachdem der russische Präsident Putin die Regionen Donezk und Luhansk als unabhängig anerkannt hat und die dortigen Rebellenführer Russland um Hilfe baten, hat am Donnerstagmorgen der Angriff russischer Streitkräfte auf die Ukraine begonnen. Nach dem Angriff auf ukrainische Luftwaffenstützpunkte sind nun nach Angaben des ukrainischen Grenzschutzes russische Truppen in den nördlichen Teil der Hauptstadtregion Kiew vorgedrungen.

    Sebastian Alscher, Vorsitzender der Piratenpartei Deutschland erklärt:

    „Mit dem heutigen Tag gibt es wieder Krieg in Europa. Das kann uns nicht schweigen lassen.

    Alle diplomatische Bemühungen, die vielen Worte, haben nicht geholfen, Präsident Putin davon abzuhalten, seine von langer Hand vorbereiteten Pläne umzusetzen. Die Bezeichnung der Ukraine als eigentlich russisches Territorium, hat hier vor wenigen Tagen den Weg gewiesen, was zu erwarten sein wird. Die Erklärung, dass das Minsk-Abkommen schon lange gescheitert sei, während die europäischen Verhandlungen nach wie vor an die Einhaltungen glaubten, zeigt, mit welch stumpfem Schwert gekämpft wurde.

    Bei diesem Krieg geht es nicht um die Vorherrschaft von NATO oder Russland, sondern zunächst einmal geht es um die Menschen und die Anerkennung der Unabhängigkeit eines Staates und seiner Grenzen in Europa. 40 Millionen Ukrainer sind ihrer Hoffnung beraubt, auf ein Leben in einem aufstrebenden Land, auf die Chance einer wachsenden Demokratie – stattdessen fürchten sie nun um ihr Leben. Unsere Gedanken sollten nun bei diesen Menschen sein, und wir sollten alles tun, um ihnen Hoffnung und Zuversicht zu geben. Dabei sollten wir im Hinterkopf behalten, dass Worte das nicht mehr erreichen werden.

    Europa kann keinen weiteren Weltkrieg wollen, eine Lösung kann daher nicht sein, in einen aktiven Krieg mit Russland einzutreten. Gleichwohl gilt es, die Menschen in der Ukraine zu schützen, ihnen zu zeigen, dass Völkerrechtsverletzungen von unserer Wertegemeinschaft nicht ungeahndet bleiben können. Wahre Europäer kann das nicht kaltlassen.

    Neben dem Schutz und der Unterstützung der Menschen in der Ukraine, müssen alle Register gezogen werden, um Putin zu einer Beendigung der Angriffe zu führen und an den Verhandlungstisch zu bringen. Hierbei geht es vor allem darum, Russland wirtschaftlich zu isolieren, Waren- und Finanzflüsse einzuschränken und zu unterbrechen. Natürlich darf dabei nicht vergessen werden, dass auch Menschen in Russland nicht für Putins Handeln verantwortlich sind. Gleichwohl kann es nur innenpolitischer Druck – durch die Bürger und Putins enges politisches Umfeld – sein, der zu einem Kurswechsel führt.

    Eine nicht zu unterschätzende Gefahr wird auf Europa in den kommenden Tagen zukommen, durch weitere Desinformationskampagnen, die uns als Gesellschaft spalten sollen, und durch Angriffe auf informationstechnische Anlagen wichtiger Infrastrukturen. Präsident Putin drohte bereits allen, die der Ukraine unterstützend an die Seite springen werden. Hier wird es einen Preis geben, den wir bereit sein müssen, zu bezahlen. Für die Demokratie, für Frieden und Freiheit in Europa. Für eine Chance und Perspektive der Menschen und zukünftiger Generationen.“

     

  • Stellungnahme der AG Bildung zum Tag der Kinderseiten

    Stellungnahme der AG Bildung zum Tag der Kinderseiten

    Wir Piraten sehen, gemäß unseres Grundsatzprogramms, „im Zuge der Digitalen Revolution aller Lebensbereiche […] die Würde und die Freiheit des Menschen in bisher ungeahnter Art und Weise gefährdet“ [1]. 

    Medienkompetenz, wie sie am Tag der Kinderseite auf spielerische Art und Weise vermittelt werden soll, wirkt dieser Gefährdung zwar konstruktiv entgegen, sollte aber eben nicht nur als ein Tropfen auf dem heißen Stein verdunsten: Wichtig ist, dass wir grundsätzlich eine ansprechende, differenzierte Oberfläche für Kinder bereitstellen. Noch essenzieller ist es aber, die Kinder zum eigenen Denken sowie zu einer selbstständigen Reflexion der Thematik anzuregen, sodass sie in der Lage sind, für sie relevante Angebote innerhalb des Internets sowie der digitalen Lehre selbst herausfiltern zu können. Genau aus diesem Grund benötigen wir dringend ein Pflichtfach Fachinformatik kombiniert mit Verbraucherbildung, damit Lernende bereits vom Grundschulalter an differenzieren können, welche Angebote für sie von Nutzen sind und welche nicht. 

    Ebenso handelt es sich hierbei, wie so oft, lediglich um ein rein auf Kinder zugeschnittenes Angebot, doch schließlich handelt es sich in unseren Augen bei Medienkompetenz um eine äußerst bedeutsame Fertigkeit, die ebenfalls älteren Generationen schmackhaft gemacht werden sollte, [2] indem man das Angebot namentlich sowie visuell auf diese Zielgruppe erweitert, entweder durch ein familienfreundlicheres Erscheinungsbild oder gar einer separaten Webseite. Wir lernen ein Leben lang und insbesondere im Bereich des digitalen Lernens, einem Bildungsbereich, welcher sich stetig schneller und komplexer, gekoppelt an das Fortschreiten moderner Technologien, weiterentwickelt, muss es ebenso Raum für die Weiterbildung von älteren Generationen geben.

    Das Vermitteln von Medienkompetenz ermöglicht gleichzeitig Flexibilität in Situationen wie der Coronavirus-Pandemie, die Distanzlehre notwendig macht. Während momentan Präsenzlehre wieder umgesetzt wird, sind Folgeerscheinungen wie „Long Covid“ gerade bei (ungeimpften) Kindern nach wie vor eine Sorge, die von Regierung und Medien gleichermaßen stark unterschätzt worden sind [3]. 

    Daher sollte der Tag der Kinderseite auch als Chance gesehen werden, bei der Kindern, Lernenden, Heranwachsenden und auch älteren Generationen etwas über die Möglichkeiten und Grenzen digitaler Lehre vermittelt werden kann, um ein digitales Lehrangebot in Zukunft sowohl von der Seite der Lehrenden, als auch der zu Unterrichtenden kompetenter umzusetzen und somit die erfolgreiche Teilhabe daran zu erleichtern.

    Die Piraten der AG Bildung haben schon lange eine verbesserte Kommunikation sowie Informationen bezüglich digitalen Hilfsmitteln [4] für Lehrende und Lernende sowie Erziehende gefordert und wollen somit digitale Lernangebote in Zukunft nicht nur vermehrt umsetzen, sondern insbesondere auch nachdrücklich und nachhaltig fördern, heute mehr denn je. 

    Quellen:

    [1] wiki.piratenpartei.de/Parteiprogramm#Pr.C3.A4ambel

    [2] www.spiegel.de/kultur/digitale-medienkompetenz-in-deutschland-studie-liefert-beunruhigende-ergebnisse-a-13624abd-cd41-4541-9cf1-7f4ff822d0e0

    [3] www.mdr.de/tv/programm/sendung-700606.html

    [4] www.piratenpartei.de/digitales-lernen/

  • Die Energiewende ist nicht teuer!

    Die Energiewende ist nicht teuer!

    Kommentar der AG Energie zu
    https://www.zeit.de/2021/36/klimaschutz-kosten-klimapolitik-energiewende-lastenverteilung-parteien-ehrlichkeit 

    Wieso behaupten immer alle, dass die Energiewende teuer ist? Wir von der Piratenpartei Deutschland sehen das nicht so. 

    Wir wollen bei der Energiewende hauptsächlich auf Sonnenenergie und Windenergie setzen.

    Photovoltaikanlagen auf das Dach zu montieren und für den eigenen Bedarf zu nutzen, rentiert sich schon nach wenigen Jahren, danach kann man Strom kostenlos beziehen. Für Hausbesitzende ist dies eine lukrative Sache, weshalb dies auch immer mehr Leute machen. Nicht nur wegen des Klimawandels, um die Umwelt zu schonen, sondern auch wegen ihres Geldbeutels. 

    Das Problem ist häufig die Verwaltung, wenn der Strom vom Mieter bezogen werden soll. Obwohl es hier schon Nachbesserungen gab, sind weitere Anpassungen bei der Gesetzeslage notwendig.

    Zurzeit müssen Hausbesitzende, die sich eine eigene Photovoltaikanlage auf das Dach montieren, die Energiewende mitbezahlen. Für kleinere Anlagen gibt es zwar Ausnahmen, aber selbst bei einer Abgabenpflicht zeigt sich, dass es sich für den Endverbraucher noch immer lohnt, in eine Anlage zu investieren.

    Wir PIRATEN wollen eine möglichst dezentrale Energieinfrastruktur. Das bedeutet, dass die Endverbraucher ihren Strom so weit wie möglich selber produzieren. Die bestehenden Abgaben und Steuern auf den eigen produzierten Strom bremsen die Energiewende aus. Wer in seinem Garten Gemüse anbaut und es selbst verzehrt, zahlt dafür auch keine Abgaben oder Steuern. Dasselbe muss für die eigene Energie gelten.

    Weiteres Potenzial, um einen günstigen Strompreis am Markt anbieten zu können, ist die Streichung der Subventionen für Kohlestrom. Der Betrieb der Kohlekraftwerke in Deutschland wäre ohne Subventionierung, wie bereits in der USA geschehen, schon längst eingestellt worden. Sie rentieren sich nicht mehr. 

    Wir wollen Kohlekraftwerke nicht weiter über unsere Strompreise subventionieren. Die bereits bestehenden Gaskraftwerke könnten bereits jetzt verstärkt genutzt werden. Bei Überkapazitäten werden anstatt der teuren Kohlekraftwerke, die Gaskraftwerke als erstes heruntergefahren, weil man sie schneller wieder in Betrieb nehmen kann. In kostengünstige und umweltschonende erneuerbare Energien würde eher investiert, wenn sie nicht mehr in Konkurrenz zu Kohlekraftwerken stünden. 

    Die Wirtschaft ist schon lange bereit für die Energiewende, nur die in den Parlamenten vertretenen Parteien sind es nicht. Unternehmen brauchen billigen Strom für die Produktion. Die Energiewende wird uns günstigen Strom bringen. Wenn wir die Energiewende verschlafen und sie in anderen Staaten schneller vorangeht, dann droht die Abwanderung der Wirtschaft aus Deutschland. 

    Also, worauf warten wir noch? Packen wir es an und schaffen eine schnelle Energiewende, damit wir schnell günstigen Strom produzieren können und das Klima nicht weiter negativ beeinflussen.