+++ der EU-weite Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft muss verringert werden +++ nicht nur Bienen, auch Schmetterlinge haben Stress +++ Anzahl der Graslandschmetterlinge seit 1970 nahezu halbiert +++ EU-weite Bürgerinitiative „Rettet die Bienen und Bauern“ für nachhaltige Bewirtschaftungsformen +++
Die Schmetterlinge haben es nicht leicht mit uns Menschen, denn wir tragen dazu bei, durch Rodung, Bodenversiegelung, Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden, ihre Lebensräume und somit ihre Lebensgrundlage zu zerstören. Der „Living Planet Index“ des WWF berichtete 2020, dass sich alleine die Population europäischer Graslandschmetterlinge zwischen 1990 und 2017 um 49 Prozent verringert hat. Es sind aber nicht nur die Schmetterlinge: Weltweit sind laut dem WWF 34.000 Tierarten direkt vom Aussterben bedroht.
Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass auch unsere Kinder und Enkel noch Schmetterlinge bestaunen können, wie mit dem Volksbegehren Artenvielfalt in Bayern:
„Anfang 2019 sammelte unser Bündnis weit über 1,7 Millionen Unterstützerunterschriften. Im Juli 2019 wandelte die bayerische Landesregierung diesen Gesetzesentwurf direkt in geltendes Recht um. Dieser Erfolg hat uns bestärkt weiterzumachen, denn er zeigt nicht nur den starken Wunsch der Menschen, die Artenvielfalt zu erhalten, sondern auch, dass Druck auf die Regierungen etwas bewirkt,“
so Martin Kollien-Glaser, Themenbeauftragter Umwelt und Spitzenkandidat zur Bundestagswahl 2021 der PIRATEN Bayern.
Die EU-weite Bürgerinitiative „Rettet die Bienen und Bauern“ versucht mit ihrer an die Europäische Kommission gerichteten Petition zu erreichen, dass der EU-weite Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft bis 2030 um 80% verringert wird. Außerdem sollen Biotopflächen erweitert und auch Nutzflächen so gestaltet werden, dass sie die Artenvielfalt fördern. Damit die Landwirte bei der Umsetzung dieser Ziele nicht auf der Strecke bleiben, sollen nachhaltige Bewirtschaftungsformen, etwa Ökolandbau, gezielt gefördert werden.
Die Initiative ist bereits auf halbem Weg zu ihrem Ziel: Eine Million digitale Unterschriften werden benötigt, davon sind bereits über 490.000 eingegangen.
Und es gibt noch eine Menge mehr zu tun. Auf unserem aktuellen Parteitag frischen wir unser 2017 beschlossenes Wahlprogramm Landwirtschaft auf, bereits damals hieß es: „Wir PIRATEN stellen im Umgang mit der Natur die Verbesserung und den langfristigen Erhalt der natürlichen Ressourcen Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt in den Mittelpunkt.“
Im Mai 2019 stellte der Weltbiodiversitätsrat IPBES die Ergebnisse einer groß angelegten dreijährigen Studie vor. Präsident Robert Watson warnte vor einem gegenwärtigen Massenaussterben mit historischem Verlust von Arten. Von den geschätzten acht Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit seien rund eine Million vom Aussterben bedroht. Eine menschengemachte Katastrophe.
„Die europäische Landwirtschaft befindet sich in der Krise. Eine Agrarpolitik, die auf Monokulturen und Ertragssteigerung durch Einsatz giftiger Chemikalien ausgerichtet ist, gefährdet die Artenvielfalt und das gesamte Ökosystem,“
kommentiert Martin Kollien-Glaser, Landesvorsitzender der Piratenpartei Bayern und Koordinator der AG Umwelt auf Bundesebene.
Die auf EU-Ebene aktive europäische Bürgerinitiative „Rettet die Bienen und Bauern“ versucht gegen diese Politik vorzugehen. Dafür benötigt sie 1 Million digitale Unterschriften, von denen bereits über 335.000 eingegangen sind, um die europäische Kommission zu veranlassen, sich mit dieser Situation zu beschäftigen.
„In Bayern haben wir in einem breiten Bündnis das Volksbegehren Artenvielfalt initiiert und Anfang 2019 in wenigen Wochen weit über 1,7 Millionen Unterstützerunterschriften gesammelt. Im Juli 2019 hat die bayerische Landesregierung diesen Gesetzesentwurf überraschend ohne Gang zur Urne in geltendes Recht umgewandelt. Dieser fulminante Erfolg der ökologischen Bewegung Bayerns zeigt den starken Wunsch der Bürger, die Artenvielfalt zu erhalten,“
so Martin Kollien-Glaser weiter.
Auch in Niedersachsen unterstützen die PIRATEN das im März dieses Jahres gestartete Volksbegehren Artenvielfalt.
„Als Partei der Nachhaltigkeit treten wir für eine lebenswerte Zukunft ein. Insofern war es für uns selbstverständlich, dem Bündnis von über 70 Organisationen und Parteien beizutreten. Wir freuen uns, von den Bündnisgründern dahingehend angesprochen worden zu sein, zeigt dies doch, dass unsere über Digitalpolitik hinausgehenden Ziele, auch im Umweltbereich, erkannt wurden. Schließlich hängt alles mit allem zusammen, kein Thema kann wirklich getrennt von anderen gesehen werden,“
erklärt Thomas Ganskow, Vorsitzender der PIRATEN Niedersachsen.
Bereits 2017 stellte die Piratenpartei Deutschland in ihrem Wahlprogramm Landwirtschaft unter „Nachhaltigkeit ist unser Maßstab“ klar:
„Wir PIRATEN stellen im Umgang mit der Natur die Verbesserung und den langfristigen Erhalt der natürlichen Ressourcen Boden, Wasser, Luft und Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt in den Mittelpunkt.“
Die PIRATEN kritisieren vehement die Zustimmung der Bundesregierung bei der Abstimmung zum weiteren Einsatz des Pestizides Glyphosat. Carsten Sawosch, Bundesvorsitzender der Piratenpartei Deutschland, betont:
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat auf ganzer Linie versagt. Es ist eine Bankrotterklärung der geschäftsführenden Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD, dass sie dem EU-weiten Einsatz von Glyphosat in Brüssel zugestimmt hat und sich jetzt plötzlich rausreden will!
Es ist auch traurig, dass bei der kompletten Glyphosat-Thematik überwiegend einfache, plakative Argumente diskutiert werden und so in der Außenwahrnehmung ein eingeschränktes Bild widerspiegeln.
„Die mögliche direkte Schädigung der menschlichen Gesundheit ist hier nur ein Einzelpunkt, wesentlich sind auch die indirekt beeinflussenden Merkmale, wie die Vernichtung von Nahrungsquellen für Insekten, die ihrerseits wiederum Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Vogelarten sind. Wir müssen daher dringend die Aufmerksamkeit auf diese sekundären Auswirkungen lenken, da diese elementar den Fortbestand der heimischen Flora und Fauna bedrohen“
beklagt Sawosch.
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Um es einmal deutlich zu sagen: Glyphosat ist kein „Pflanzenschutzmittel“, auch der Begriff „Unkrautvernichter“ greift zu kurz. Glyphosat ist ein Total-Herbizid, also ein umfassender Pflanzenvernichter. Es zerstört alle Pflanzen, egal ob Kultur- oder Wildpflanze. Jeder Bewuchs wird nach dem Verspritzen des Giftes braun und stirbt ab, es sei denn, die Pflanze ist genmanipuliert, dann überlebt sie die Giftdusche.
„In den 80er Jahren stand ich zum ersten Mal mit dem Chef meines damaligen Ausbildungsbetriebs vor so einem totgespritzen Acker. Wir waren sprachlos, fassungslos, wie man so mit einem lebendigen Acker umgehen kann, schon damals eine Bankrotterklärung an alles ackerbauliches Wissen und Fähigkeiten der Landwirte“
betont Annette Berndt, Sprecherin der Piratenpartei für Landwirtschaft.
Als Imkerin stehe ich bienenschädlichen Ackergiften prinzipiell ablehnend gegenüber. Ich kann meinen Bienen ihre Flugroute nicht vorgeben oder sie von blühenden, aber besprühten Feldern fern halten. Nicht nur Neonicotinoide, sondern auch Herbizide wie Glyphosat schädigen die Bienen u.a. durch die Störung der Orientierung
betont Anja Hirschel, Sprecherin der Piratenpartei für Digitalisierung.
Links gesunde Wiese, rechts durch Glyphosat zu Tode gespritzter Acker
„Die Problematik ist noch weitaus komplexer als die Frage: Glyphosat ja oder nein? Um eine wirkliche Trendwende in der Landwirtschaft zu erreichen, muss die gesamte EU ein tragfähiges Konzept, das langfristig ohne aggressive Gifte und den dazu ‚designten‘ Spezialzüchtungen auskommt, erarbeiten und auch durchsetzen. Dass z.B. die Bauern in Frankreich durch ein Verbot von Glyphosat nun als nicht konkurrenzfähig abgestraft werden, zeigt die Tragik der Situation sehr drastisch. Hirschel: „Verbraucherschutz wird so zur existenzbedrohenden Entscheidung, und „bio“ steht „billig“ nicht nur im Preis, sondern auch mit unerwünschten Belastungen gegenüber. Statt vorwiegend auf Profit durch den Absatz von Pharmaerzeugnissen und stetig wachsenden Großbetrieben zu setzen, muss endlich der gemeinsame Wille im Vordergrund stehen, in der großen Breite nachhaltig zu produzieren.
Hierzu benötigen die Betriebe EU-weite verlässliche Rahmenbedingungen (die auch Importe aus Nicht-EU-Ländern klar regelt), und Unterstützung bei der Umstellung der Produktion. Konsequente Förderung von samenfesten Kulturpflanzen, die Erforschung resistenter Sorten und alternativer Anbaumethoden gehören für eine sichere Versorgung unbedingt mit dazu. Das muss uns gesundes Essen, der Erhalt unserer bäuerlichen Betriebe, die Qualität unserer Böden und die Biodiversität wert sein.“
Hintergrundinformationen
Der Umgang mit dem Thema Glyphosat ist symptomatisch für das grundsätzliche Problem unseres Umgangs mit Stoffen, die in großen Mengen in die Umwelt ausgebracht werden. Basierend auf Glyphosat gibt es umfangreiche landwirtschaftliche Produktionsketten, bei denen Nutzpflanzen dafür gezüchtet sind, dagegen resistent zu sein. Damit vereinfacht sich die Produktion und der Ertrag wird erhöht. Erst später, also jetzt, wird dann betrachtet, was das für Folgen hat. Das Problem ist aber nun, dass erhebliche Teile der Landwirtschaft weltweit von dieser Produktionskette abhängig sind. Ein Verbot würde also die Erträge reduzieren. Ein weiterer Einsatz treibt jedoch die ganzen Nebenwirkungen, wie Reduzierung der Artenvielfalt und damit auch Reduzierung der Bodenqualität voran.
Bei einer Reduzierung der Frage auf „Verbot von Glyphosat ja/nein“ sind wir letztlich nur in der Situation, uns zu entscheiden zwischen weiterhin mit Glyphosat belasteter Nahrung und absehbar zu wenig Erträgen durch schlechtere Böden und fehlende Insekten, oder zu wenig Erträgen und neuen Belastungen durch andere Pflanzenschutzmittel, die an die Stelle von Glyphosat treten. In beiden Fällen sind wir, die Menschen, die Verlierer. Tatsächlich brauchen wir ein grundlegendes Umdenken. Wenn Stoffe verboten werden sollen, dann muss die Gesamtsituation betrachtet werden, wie die Alternativen aussehen. Und die Alternativen sollten möglichst nicht andere Herbizide sein, sondern andere Methoden, die hohe Erträge sichern, aber die Umwelt nicht belasten.