Schlagwort: Open Educational Resources

  • DIDACTA 2022 – haben wir aus der Pandemie gelernt?

    DIDACTA 2022 – haben wir aus der Pandemie gelernt?

    Gastbeitrag von Wilk Spieker der AG Bildung

    Seit zwei Jahren wird nun das erste mal wieder in Präsenz die größte Bildungsmesse in Deutschland, die DIDACTA, in Köln veranstaltet. zwei Jahre Corona Pandemie, die im Bildungsbereich ihre Spuren hinterlassen haben. Geschlossene Schulen und Bildungseinrichtungen, Distanzunterricht und unzählige digitale Angebote haben die Lernenden in der Zeit ab März 2020 begleitet. Die Besucher der DIDACTA könnten also mit der Erwartung die Messe besuchen, dass sich das digitale Angebot grundsätzlich gegenüber 2019 verändert hat. Aber schauen wir mal, ob die DIDACTA dieser Erwartung gerecht wird.

    Um es vorweg zu nehmen, es ist voll. Aussteller sind reichlich vorhanden und Besucher:innen auch. Der Hunger nach neuen Konzepten scheint groß zu sein, nie war eine Bildungsmesse wichtiger als direkt am Ende der Pandemie. Obwohl, Ende der Pandemie? Nein, die Pandemie ist nicht zu Ende, der Distanzunterricht wird weiter fester Bestandteil für Lernende sein und insgeheim weiß jeder, dass der Herbst wieder mit Einschränkungen einhergehen wird.

    Werden wir also mit Konzepten für den Herbst auf der DIDACTA überflutet? Ein Blick auf die 568 Aussteller und ihre Angebote lässt da hoffen. Als Lehrkraft gehe ich nun auf die Suche nach Hilfestellungen für einen DSGVO-konformen Unterricht, der den Anforderungen an den Distanzunterricht genügt.

    In erster Linie aber erstmal die Kosten im Blick behalten, denn Geld ist nicht vorhanden. Der Digitalpakt aus 2019 hat zwar viele Milliarden versprochen, angekommen ist aber nur wenig. Technisch darf es nicht aufwändig sein, denn die Pflege der Software sollte jeder Lehrende selbst durchführen können. Und nicht zu vergessen: der Lehrplan, muss sich natürlich auch irgendwo wiederfinden lassen.

    Kaum in der Halle angekommen fällt Aura Air auf, ein angeblich intelligenter Luftreiniger für das Klassenzimmer. Tolles Produkt, aber der Preis wird den Schulträger eher dazu bewegen, wieder auf das Lüften der Klassenräume hinzuweisen.

    Ja es ist smarter geworden in den letzten Jahren. In den Produktnamen findet sich zumeist der Begriff „smart“. Mit Cobra SMARTsense kann ich Versuche im naturwissenschaftlichen Bereich mit einer App begleiten und auswerten. Und da ist sie auch, die erste DS-GVO konforme Plattform mit : ec-ol-die.

    In der nächsten Halle dann weiter digitale Angebote: kluug LEAD Lernen, LogoDIDACT bieten tatsächlich eine Komplettlösung für den Schulträger an. Angebote wie myViweboard oder NetMan geht es dann mehr um die digitale Didaktik an den Schulen. Interessante Lösungen, die neugierig machen, mit Tablet und Beamer interaktiv zu werden. Aber eben nicht auf Distanz. Bis zur Halle 7 gibt es reichlich Lösungen für digitales Lernen und auch für Distanzunterricht. Smarte Lösungen für kommende Pandemiejahre, aber eben teuer. Hier hätte ich dann doch einen großen Stand aufgebaut mit dem Angebot: wie komme ich an das Geld, diese Lösungen zu finanzieren! Ich glaube dieser Stand hätte den meisten Zulauf.

    Aber noch mal zur Halle 7, hier präsentiert sich dann der Deutsche Bildungsserver mit dem Thema OER – „open educational resources“ (freie Bildungsressourcen). Anders als erwartet bekomme ich aber keine themenspezifischen Angebote für meinen Unterricht auf Distanz, vielmehr geht es um die „Sichtbarmachung“ des Thema OER. Sichtbarmachung? Bei der letzten Konferenz in Berlin 2014 hatten wir schon das Thema Sichtbarmachung. Suchen wir nach fast 10 Jahren immer noch nach den Best-Practice-Beispielen? Warum wird das Rad immer wieder neu erfunden? Meine Vermutung ist, dass immer wieder Lösungen angeboten werden, die zwar gut sind, nur wenn sie dann gut sind kostet es Geld „Sharing is caring“ findet somit nicht statt und so wird der OER-Stand auch in Zukunft keine kostengünstige Lernplattform anbieten können, wo hautpsächlich die Lehrenden ihr Wissen einbringen und Lernende bei der Nutzung auch auf Distanz ihren Vorteil haben.

    Fazit der DIDACTA 2022: Die Pandemie ist angekommen bei den Verkäufer:innen von Plattformen und digitalen Lösungen. Wer ein volles Portemonnaie hat kann fleißig ordern und bekommt Lösungen, die auch in Zukunft jeder Pandemie den Schrecken nehmen. Die 95% der Kolleg:innen, die ohne Geld kommen, kommen mit guten Ideen zurück über die geredet wird, mehr dann aber auch nicht. Wie in den Jahren vor der Pandemie konzentriere ich mich beim Einkaufen also wieder auf die klassischen Hilfsmittel für den Unterricht und lasse die digitalen Lösungen dort wo sie sind: im Land der unerreichbaren Möglichkeiten.

  • Schule in der digitalisierten Welt

    Wie können die Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen besser auf das Leben in einer digitalisierten Welt vorbereitet werden? Wie kann die Medienkompetenzvermittlung gestärkt werden? Wie kann das Lernen mit digitalen Medien verbessert werden? Welchen Stellenwert sollten Kenntnisse der Informatik in der Allgemeinbildung haben? Wie können Lernmittel unter freier Lizenz (Open Educational Resources) den Unterricht bereichern?

    Zu diesen und weiteren Fragen wurden am 18. Januar im Düsseldorfer Landtag zahlreiche Sachverständige angehört. Die Grundlage dafür bildete der Antrag „Bildung hoch vier – Leitlinien einer Strategie zur schulischen Bildung in der digitalisierten Welt“ (Drucksache 16/12337) der PIRATEN-Fraktion.

    Einig waren sich die Expertinnen und Experten, dass die Digitalisierung ein zunehmend wichtiges Thema auch für die Schulen ist. Die Entscheidungen und Maßnahmen des Landes, die Kooperationsvereinbarung zwischen Land und Kommune sowie die Strategie der Kultusministerkonferenz zur „Bildung in der digitalen Welt“ wurden daher im Grundsatz begrüßt. Deutlich wurde aber auch, dass darüber hinaus weiterer Handlungsbedarf besteht. Martin Schenkelberg (Städtetag NRW) gab die Einschätzung ab, dass etwa die Hälfte der Strecke bereits geschafft sei. Stefan Noller (Calliope gGmbH) wies andererseits darauf hin, dass die schulische Realität oftmals noch weit vom wünschenswerten Umgang mit den Fragen der Digitalisierung entfernt sei. Neben der unzureichenden technischen Ausstattung der meisten Schulen nannte Noller als Gründe hierfür auch die Abwehrhaltung gegenüber den neuen Medien, die sich beispielsweise am Verbot der Handynutzung an den Schulen zeige.

    Auf die Bedeutung von Kenntnissen der Informatik, um digitale Technologien zu verstehen und souverän einsetzen zu können, wiesen insbesondere Professor Bardo Herzig (Uni Paderborn), Juliane Petrich (Bitkom) und Professor Thorsten Brinda (Uni Duisburg-Essen) hin. Eine Mitgestaltung der digitalisierten Welt sei ohne entsprechende Kenntnisse und Fertigkeiten nicht vorstellbar. Ob hierfür das Fach Informatik zu einem Pflichtfach für alle Schülerinnen und Schüler gemacht werden sollte oder ob die Inhalte in verschiedenen anderen Fächern behandelt werden könnten, wurde unterschiedlich eingeschätzt. Insbesondere Professor Brinda mahnt an, dass die Vermittlung der Informatik nur auf der Grundlage einer soliden Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer gelingen könnte.

    Für einen breiten Diskurs zur Zukunft der schulischen Bildung in der digitalisierten Welt, sprach sich Richard Heinen (Uni Duisburg-Essen) aus. Bislang würden diejenigen, die sich mit Fragen der Schule im 21. Jahrhundert beschäftigen, zu selten die Digitalisierung berücksichtigen. Andersherum gelte dies auch, da diejenigen, die sich mit den Möglichkeiten der digitalen Bildung auseinandersetzten, dabei zu selten den grundlegenden Fragen zu den Herausforderungen für die schulische Bildung im 21. Jahrhundert nachgehen würden.

    Mit dem Antrag „Bildung hoch vier“ will die PIRATEN-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen einen Impuls für diese wichtige Diskussion geben, die in der nächsten Zeit dringend vorangebracht werden muss.