Schlagwort: Schule

  • Bildungsmonitor 2022 bestätigt Programm der Bildungspiraten

    Bildungsmonitor 2022 bestätigt Programm der Bildungspiraten

    Piraten fordern schon länger die individuelle Förderung kleiner Klassengrößen, Wechselunterricht mit Digitalisierung und multiprofessionelle Teams sowie bessere Lehrstudiumsbedingungen. Der am 17. August veröffentlichte INSM-Bildungsmonitor bestätigt diese Forderungen:

    Das sogenannte Quiet Quitting überträgt sich auch auf die Lernenden und gerade um alle aktiv bei der Stange zu halten, muss man schnellstmöglich kleinere Klassen einführen. Lernende brauchen Ruhe und Aufmerksamkeit, doch wie können wir das trotz Lehrpersonalmangel und wachsendem Gebäudeplatzmangel bei mehr Geburten?

    Bildungspflicht statt Anwesenheitspflicht

    Ein erster Schritt für uns ist die Bildungspflicht, welche wir seit 2011 fordern. Das heißt, wir bleiben bei der Schulpflicht, verändern aber die Anwesenheitspflicht so, dass Raum für Wechselunterricht geschaffen wird. Dabei kann, wie der Bildungsmonitor schon auf Seite 23ff widerspiegelt, gut auf funktionierende ausländische Unterrichtsformate zurückgegriffen u./o. das vorhandene Konzept vom PerLenWerk verwendet werden.
    Dies ist aber auch in der Hattie-Studie 2009 schon bestätigt worden. Warum ist da gefühlt nichts passiert?

    Die KMK gibt nach wie vor zu vorsichtige Prognosen für den Lehrkräftemangel bis 2035 aus; Andere Studien zeigen aber, dass alleine in Hamburg bereits heute jede:r 10te Abiturient:in Lehramt studieren müsste, um den Bedarf nur für Hamburg zu decken.

    Multiprofessionelle Teams

    Ein weiteres Problem ist die Vielseitigkeit an bürokratischem und psychologischem Stress. Hier kommen die AG Bildung und der Bildungsmonitor (s. S.186) auch zu ähnlichen Forderungen eines multiprofessionellen Teams.

    Diese bestehen für uns aus:

    • Klassen-/Fachlehrenden
    • Förderlehrpersonal
    • Sonder-/Sozialpädagog:innen
    • Schulpsycholog:innen
    • externe Therapeut:innen
    • Verwaltungslots:innen

    Des Weiteren muss ein Team zur Digitalisierung aufgebaut werden (Bildungsmonitor S.137ff), in dem IT-Angestellte marktgerecht entlohnt werden. Auch muss didaktische Weiterbildung für den digitalen Unterricht flächendeckend angeboten werden.

    Lehrberuf bewerben

    Ausbildung an sich muss besser beworben werden, denn wenn selbst die Bundeswehr plakatieren soll und werben darf, ist es ein massives Versäumnis, dies nicht auch für den Lehrberuf und oben erwähnte Berufe zu machen, wo Baden-Württemberg z.T. in der Kampagne #LieberLehramt mit guten Intentionen vorangeschritten ist. Dazu muss der Lehrberuf europaweit auch angepasst werden. Aktuell haben wir einen massiven Flickenteppich, der sich schlecht vergleichen lässt.

    Wir können nur darauf aufmerksam machen und hoffen, dass wir endlich mal anfangen für die Zukunft zu investieren.

  • Corona als Ansporn für digitale Bildung

    Corona als Ansporn für digitale Bildung

    Die Kultusministerkonferenz hat in dieser Woche einen ‚Vier-Stufen-Plan‘ für den Umgang der Schulen mit der Corona-Pandemie beschlossen. Die PIRATEN kritisieren, dass dieser nur auf Infektionsgeschehen reagiert und die Möglichkeiten des digitalen Lernens zur Infektionsprävention nicht hinreichend einbezieht.

    Um Infektionen in den Schulen vorzubeugen, schlagen wir alternative Unterrichtskonzepte vor:

    1) Teilen der Klasse. Gruppe A kommt eine Woche zur Schule und lernt in der kommenden Woche über E-Learning von zu Hause. Hilfsmittel für den digitalen Distanzunterricht finden Sie hier: https://redesign.piratenpartei.de/digitales-lernen/
    Gruppe A und B wechseln sich mit dem Kontakt-/Distanzlernen ab.

    2) Die Klasse kommt geschlossen in die Schule, jedoch im wöchentlichen Wechsel von Kontakt- und Distanzunterricht.

    Auch ein anderer Wochenturnus ist möglich, bspw: Zwei Wochen Kontaktlernen und eine Woche Distanzlernen. So kann ein reibungsloseres und mit weniger Infektionen verbundenes Lernen ermöglicht werden. Lehrerinnen und Lehrer müssen weiterhin im digitalen Distanzlernen geschult werden. Dies sollte schnellstmöglich mit vorangetrieben werden.

  • „Mein Weg zu den PIRATEN“ oder „Politik ist eine ganz blöde Sache“

    „Mein Weg zu den PIRATEN“ oder „Politik ist eine ganz blöde Sache“

    Wer bin ich?

    Ich heiße Lorena, mein Nick ist lorycamo. Ich bin 17, Slowako-Deutsche, schreibe gern Texte und möchte Astronautin werden. Was suche ich dann eigentlich bei den PIRATEN?

    Wie alles begann…

    Die Klasse 10a sitzt im Sozialkundeunterricht. Alle sind gelangweilt, notieren also längst nicht mehr mit, was der Lehrer sagt, wenn sie ihm denn überhaupt noch zuhören.
    „…und Lorena erzählt uns jetzt etwas über die Themen der Tagesschau gestern.“
    Gerade noch so wach hebe ich den Kopf, richte meinen Blick nach vorn zum Lehrerpult.

    Tagesschau… Irgendwas mit Erdoğan war doch, oder? Und ging es nicht vor ner Woche mal um die Flüchtlinge – schon wieder?

    „Tja, da weiß ich ehrlich gesagt nichts Konkretes, aber…-“
    Mein Lehrer unterbricht mich, als er aufsteht und betrübt den Kopf senkt.
    „Es interessiert euch also wirklich nicht, was in der Welt passiert, das ist bedauerlich. Ich würde euch empfehlen…-“
    Die Klasse flüstert. Mein Sitznachbar beugt sich zu mir rüber:
    „Als könnten wir jemals was dran ändern, was da vor sich geht… ist doch eh deprimierend.“
    Ich verdrehe die Augen, stütze meinen Kopf lethargisch in die rechte Handfläche.
    Die Stunde heute zieht sich ja eeeewig…

    Und dann?

    Tja, dann kam die Oberstufe. Ich lebe in Rheinland-Pfalz, das bedeutet, mein Land macht es mir praktisch fast unmöglich, Sozialkunde abzuwählen.
    So besuche ich also eine öde Unterrichtsstunde nach der nächsten. Zumindest habe ich einen neuen Lehrer, den Unterricht verstehe ich immer noch nicht, ich verbringe meine Freizeit doch nicht mit Politik… die Parteien die im Bundestag sitzen, sind doch sowieso alle nichts für mich!

    Die CDU ist mir zu verstaubt, Merkel spricht mir zu langsam.
    Von der SPD hab ich die Schnauze voll, immerhin wohne ich in einem SPD-infestierten Kaff- wenn gewählt wird, taucht das ganze Dorf in ein grelles Rot. Wofür die so stehen, scheint ihnen aber selbst nicht so klar zu sein.
    Die Grünen kommen mir irgendwie unsympathisch vor, als wäre die Art Politiker eine vom Aussterben bedrohte Tierart und überhaupt, irgendwie muss Politik doch aus mehr bestehen als aus Umweltschutz?
    Die FDP macht hübsche Plakate, aber ich finde sie kalt und weltfremd, die Linke ist mir zu DDR-ig und die AfD scheint irgendwie unter einer bizarren Angststörung zu leiden.

    Politik ist mir einfach fremd und es kommt mir vor, als würde keine Partei so wirklich das verkörpern, was ich fühle oder will. Ich kann doch eh nichts ändern, denke ich mir.

    Wie ich innerhalb eines Tages alles wegwarf und umdachte

    „Du, Lorena, hast du Lust am Samstag mit mir nach Saarbrücken zu fahren? Da soll so eine Demo gegen Artikel 13 und so sein. Ich will nicht alleine gehen.“
    Janine ist meine beste Freundin, ihr Traumberuf ist freischaffende Künstlerin. Unter einem Pseudonym betreibt sie einen winzigen YouTube-Kanal und kann irre gut zeichnen.
    „Du weißt, es geht ja irgendwo um meine Zukunft, ich mag am Ende sagen können: Wenigstens hab ich es probiert.“
    Ich lehne mich in meinem Schreibtischstuhl zurück, nehme das Telefon in die andere Hand. Wirklich Lust habe ich ehrlich gesagt nicht. Aber vielleicht können wir nach der Demo etwas essen. Abends steigt sowieso eine Party, da können wir uns auch früher treffen und zusammen da hin gehen. Was hab ich zu verlieren?
    „Fein, dann bin ich dabei. Wann soll ich dann an dem Tag bei dir aufkreuzen?“

    Als Janine und ich an dem Samstag auf den Vorplatz des Theaters kamen, hatten sich bereits eine Menge Menschen eingefunden und marschierten gerade los.
    Auf den Plakaten wurde ein gewisser Herr Voss kritisiert, und es ging irgendwie um Filter im Internet. Ich hatte mir flüchtig ein Video zur Thematik angesehen, anscheinend so flüchtig, dass ich tatsächlich keine Ahnung hatte, wogegen ich die nächsten zwei Stunden demonstrieren sollte.
    „Wer sind eigentlich diese Piraten?“, frage ich. In der Menge sah ich eine Handvoll orangener Flaggen, auf denen wiederum das Logo einer Flagge und der Parteiname prangte.

    Die zeigen ja wirklich… Flagge.

    „Das sind die Organisatoren, soweit ich weiß. Die haben auch den Stand aufgebaut und organisieren die Rednerrunde oder so.“
    „Keine Ahnung, wer das ist.“
    Und so zogen wir an dem Tag durch die Straßen, ich verlor fast mein Gehör wegen der Trillerpfeifen, aber was mich mitriss, war der Geist der Menschen.

    Die hier stehen für etwas. Die hier klagen an, fordern… Gerechtigkeit. Die Frage, die ich mir all die Jahre in Zusammenhang mit Politik gestellt hatte: Wo bleibt die Gerechtigkeit?

    Und hier, in der großen Menge, stellte man dieselbe Frage.
    Langsam aber sicher fing ich an, in die wütenden Rufe der Demonstranten mit einzustimmen.
    Nach der Demo schrieb ich meinem Freund:

    • Ich: demo ist um 😀
    • Ich: sind jetzt fancy essen
    • Er: und wie wars so?
    • Ich: hat spaß gemacht
    • Ich: fühle mich jetzt politisch engagiert
    • Ich: zum ersten mal in meinem leben
    • Er: yay
    • Er: ich liebe dich

    Ich glaube das war der Schalter, der umgelegt werden musste.

    Und was bringt dir das jetzt?

    Naja, lasst mich noch fertig erzählen.
    Am nächsten Mittwoch druckte ich den Mitgliedsantrag aus.
    Am Donnerstag lief ich quer durch die Walachei meines geliebten Kaffs, um den Brief einzuwerfen.
    Am Freitag stieß ich auf der Piratenwebsite auf eine Ausschreibung zum Team der Öffentlichkeitsarbeit und schrieb sofort eine Mail zur Bewerbung.
    Am Samstag bekam ich die Einladung in die Teamsitzung auf Mumble für den Montag.
    Mein Mitgliedsantrag erreichte Berlin an eben diesem Montag, an dem ich bereits vom Presseteam warm und herzlich begrüßt wurde.
    Wenig später folgte mein Beitritt zur AG Drogen- und Suchtpolitik.
    Am 14.04.2019 um 20:05 Uhr erfolgte dann mein offizieller Beitritt, 23 Tage nach der Demo.
    Meine hauptsächliche Nachmittagsbeschäftigung ist nun das Informieren über aktuelle Themen und das zeitnahe Lektorieren von Pressemitteilungen. Manchmal schreibe ich auch Texte und manchmal spreche ich mit anderen PIRATEN über ihre Erfahrungen. Manchmal öffne ich mein Fenster europaweit und nutze die Chance, Einblicke in beispielsweise Patrick Breyers Parlamentsarbeit zu erlangen.
    Und Sozialkunde macht Spaß, wenn man weiß, worum es geht.
    Ich jedenfalls habe meinen Platz im Team gefunden, habe das Gefühl, etwas bewegen zu können und Teil von etwas Großem zu sein.

    Nun wünsche ich dir, lieber Leser, dass du auch deinen Platz in der Welt findest, sei es bei den Grünen, Christdemokraten oder den PIRATEN. Natürlich würde ich mich freuen, dich bald in unserer Gemeinschaft anzutreffen, immerhin sind PIRATEN nicht nur Datenschutz und Internet, Umwelt, Gerechtigkeit, Freiheit und Dialog, sondern auch eine Familie, ein Ratgeber und eine Gruppe von Kämpfern, die für eine bessere Zukunft zusammenstehen.
    Ich hoffe, du konntest durch meine Perspektive deine eigene etwas erweitern und dass du darüber nachdenkst, ob du nicht auch dein Leben einmal ganz auf den Kopf stellen möchtest.

  • Sind so kleine Hände…

    Sind so kleine Hände…

    Die Sicherheitsfantasien mancher Kommunalpolitiker machen mitunter nicht mal vor den Kleinsten halt. Jüngstes Beispiel: Die B.-Traven-Gemeinschaftsschule im Berliner Stadtteil Spandau. Geht es nach dem örtlichen CDU-Bezirksverband, sollen hier bald Fingerabdruck-Scanner installiert werden. Grund sind Gewaltvorfälle mit zumeist schulfremden Jugendlichen, die der Schule zuletzt Negativschlagzeilen bescherten. In ihrem Leitantrag mit dem Titel „Zukunft.Schule“ stellen die Christdemokraten nun ihre düsteren Visionen vor. Um das Klima an der Schule zu verbessern, sollen Schüler dort künftig wie Schwerverbrecher behandelt, biometrisch vermessen und ihre Fingerabdrücke in ein Zugangskontrollsystem eingespeist werden. Zudem sollen Eltern per SMS informiert werden können, ob ihr Kind die Schule betreten oder verlassen hat.

    Für CDU-Bezirksvorstand Thorsten Schatz sei dies zwar nur die „zweitbeste Lösung“. Tatsächlich ist es aber gar keine. Zum einen wäre so ein System allein im Schulalltag überhaupt nicht praktikabel. So gehen an einem üblichen Schultag oft auch Dritte aus völlig legitimen Gründen ein und aus. Sei dies der Postbote, der ein Paket ins Sekretariat bringen muss oder aber Eltern, die ihre Schützlinge abholen oder ihnen vergessene Hausaufgaben und Pausenbrote hinterher tragen. Für solche Fälle oder aber bei technischen Störungen (wie sie an Berliner Schulen nicht unüblich sind) müßte es auch weiterhin ein alternatives Zugangssystem geben. Darüber hinaus ist es weder wünschenswert noch praktisch durchführbar, ein gesamtes Schulgelände hermetisch abzuriegeln. Selbst wenn dies gelänge, so könnten derartige Maßnahmen bestenfalls zu einer Verlagerung der Gewalt außerhalb des Schulgeländes führen. Um sie jedoch nachhaltig zu bekämpfen, benötigt es umfassendere Präventionsarbeit, wie sie etwa verpflichtende Jugendsozialarbeiter an allen Schulen leisten könnten.

    Wesentlich schwerer wiegen hingegen die grundsätzlichen Bedenken. Schulen sollten offene Orte sein, in die Kinder gerne kommen, weil sie dann am besten lernen. Vor allem sollten Schulen aber auch Orte der freien Entfaltung sein, in denen kritisches Denken gelehrt, gelernt und gelebt wird. Restriktive Maßnahmen, wie sie die CDU vorschlägt, können diesen Ansatz nur konterkarieren. Zwar mag im Fall der Grundschüler das Interesse der Eltern, zu wissen, wo ihre Kinder sich aufhalten, noch besonders schwer wiegen. Spätestens in der Mittel- und Oberstufe sollte dieses schrittweise hinter dem Recht der Jugendlichen auf möglichst freie Entfaltung zurücktreten. Eine Benachrichtigungsfunktion, die Eltern live unterrichtet, wenn ihr Kind das Schulgelände verlässt, ist hiermit schwerlich vereinbar. Nicht zuletzt fordert sogar der Berliner Rahmenlehrplan, dass Schülerinnen und Schüler den reflektierten Umgang mit Persönlichkeitsrechten und Datenschutz erlernen sollen. Wie dieses Ziel erreicht werden soll, wenn die Vollverdatung von Kinderhänden schon an der Schulhofspforte beginnt, ist höchst fraglich. Hier sollte die CDU dringend noch einmal nachsitzen.

  • Weltlehrertag 2017

    1964 wurde die „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“ von der UNESCO und der Internationalen Arbeitsorganisation angenommen. Viel wurde und wird zum Status der an Schulen Lehrenden gesagt – was ich als Seiteneinsteigerin und begeisterte Kunstlehrerin dazu sagen möchte: Wir sind zu wenige. Für die Anforderungen an Lehrer und Schule Heute und in Zukunft gibt es viel zu wenige Lehrerinnen und Lehrer. Wir wollen – wo es möglich ist – Inklusion, wir wollen Ethik und Moral vermitteln, wir müssen mit fähigem Personal die wichtigsten Kenntnisse zur Digitalisierung vermitteln. Wir sollten – weil es nicht in allen Elternhäusern getan wird – Kindern und Jugendlichen auch das so nötige Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein vermitteln.

    Auch Chancengleichheit muss von einer Worthülse – bei Parteien besonders beliebt – zu echten gleichen Chancen für das Leben und Lernen gewandelt werden. Es reicht nicht, Wissen in Köpfe zu stopfen, wenn die Fähigkeit fehlt, dieses Wissen zu sortieren, zu überprüfen und zu nutzen. Auch die Ausbildung zum Lehrer, Pädagogen und Wissensvermittler muss sich ändern, in weiten Teilen fehlt der Bezug zur Praxis. Am Weltlehrertag 2017 ist es allerhöchste Zeit, über einen der wichtigsten Berufe nachzudenken, um ihn zu erleichtern, zu verbessern und für Lernende wie Lehrende zu einer spannenden und gar nicht langweiligen Aufgabe zu machen.

    Beispiele, wie das möglich sein kann, haben wir, über Deutschland verteilt, genug. Ich führe die Schulen an, die ich persönlich kennengelernt habe und deren Konzept, wie auch ihr Erfolg, mich überzeugt haben. Möglich sind solche Schulen wie die Winterhuder Schule in Hamburg oder die Laborschule Bielefeld. Möglich, weil engagierte SchulleiterInnen und ebenso engagierte Lehrende dabei sind – und nicht zuletzt mehr Geld. An beiden Schulen werden bis zur Oberstufe keine Noten geschrieben, es gibt keinen starren Klassenverband. Lehrer und Schüler besprechen gemeinsam, wann was wie und wo gelernt wird.

    Die Maßstäbe der Winterhuder Schule

    „Abscheu vor und Abwehr von Unmenschlichkeit“
    „Wahrnehmung von Glück“
    „Fähigkeit und Willen zur Verständigung“
    „Bewusstsein von der Geschichtlichkeit der eigenen Existenz“
    „Wachheit für letzte Fragen“
    „Bereitschaft zu Selbstverantwortung und Verantwortung in der Gesellschaft“

    Unsere Schule soll ein Ort des Miteinanders sein, an dem die Vielfalt der Begabungen geschätzt und der Individualität mit Respekt und Achtung begegnet wird. Wir wollen eine Schule für alle Kinder und Jugendlichen sein. Die Schule hält die Mitarbeit der Eltern für wesentlich. An diesem Leitbild wollen sich die an dieser Schule Beschäftigten in ihrer Arbeit orientieren und auch messen lassen. Zugleich geschieht dies eingedenk der Tatsache, dass Erfolg wie Misserfolg der pädagogischen Arbeit zu einem großen Teil von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und den Vorgaben der Bildungspolitik abhängen.

    Mit Unterschieden leben: Laborschule Bielefeld

    Die Schule will die Unterschiede zwischen den Kindern bewusst bejahen und als Bereicherung verstehen. Daraus ergibt sich eine weitgehende Individualisierung des Unterrichts, die Rücksicht auf das unterschiedliche Lerntempo der Kinder und ihre individuell verschiedenen Bedürfnisse und Fähigkeiten nimmt. LaborschülerInnen leben und lernen gemeinsam in leistungs-, teilweise auch altersheterogenen Gruppen. Die Schule will niemanden aussondern, es gibt auch kein „Sitzenbleiben“ und keine äußere Leistungsdifferenzierung, an deren Stelle die Differenzierung der Angebote tritt.

    Was tun?

    Mehr Geld in das Bildungswesen zu stecken, kann jeder Lehrer als unbedingt nötig bestätigen. Mehr Geld vom Bund, weil Kommunen und Länder überfordert sind. Viele der Lehrer, die ich kennengelernt habe, plädieren für eine Aufhebung des föderalen Systems in der Bildung, das käme bei jedem Umzug Eltern, Lehrern und vor allem den Schülern entgegen. Noch ein Gedanke zur Bezahlung: Warum sollten Beamte finanziell besser gestellt werden als Angestellte? Ich wünsche uns für die Zukunft, dass wir nicht – mal wieder – einen einzelnen Tag feiern, sondern dass wir ihn nutzen, Veränderungen anzustoßen. Am 5. Oktober 2018, in einem Jahr, sprechen wir uns wieder. Und auch darum bin ich Pirat und habe am Bildungsprogramm der Piratenpartei Deutschland mitgeschrieben:

    Aus dem Bildungsprogramm der Piratenpartei

    6.1 Präambel

    Unsere Vision eines Bildungssystems baut auf einem positiven Menschenbild auf. Jeder Mensch hat das Recht auf freien Zugang zu Information und Bildung. Dies ist in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft notwendig, um allen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft ein größtmögliches Maß an gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen. Bildung ist unser wichtigstes Gut für den Erhalt, die Weitergabe und die Vermehrung von Wissen, Fortschritt und gesellschaftlichem Wohlstand. Das Bildungssystem darf nicht auf den Arbeitsmarkt und die ökonomische Verwertbarkeit von Bildung ausgerichtet sein. Unsere Gesellschaft braucht Menschen, die kompetent und kritisch ihr Leben und ihre Aufgaben meistern und sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind. –

    • Wir setzen uns für eine Aufhebung des Kooperationsverbotes ein
    • Um die Durchlässigkeit bei einem Wohnortwechsel, Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten und berufliche Chancen zu erhöhen, sollen Bildungsziele und Bildungsabschlüsse bundesweit einheitlich gestaltet und grundsätzlich gleichwertig sein.
  • Schule in der digitalisierten Welt

    Wie können die Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen besser auf das Leben in einer digitalisierten Welt vorbereitet werden? Wie kann die Medienkompetenzvermittlung gestärkt werden? Wie kann das Lernen mit digitalen Medien verbessert werden? Welchen Stellenwert sollten Kenntnisse der Informatik in der Allgemeinbildung haben? Wie können Lernmittel unter freier Lizenz (Open Educational Resources) den Unterricht bereichern?

    Zu diesen und weiteren Fragen wurden am 18. Januar im Düsseldorfer Landtag zahlreiche Sachverständige angehört. Die Grundlage dafür bildete der Antrag „Bildung hoch vier – Leitlinien einer Strategie zur schulischen Bildung in der digitalisierten Welt“ (Drucksache 16/12337) der PIRATEN-Fraktion.

    Einig waren sich die Expertinnen und Experten, dass die Digitalisierung ein zunehmend wichtiges Thema auch für die Schulen ist. Die Entscheidungen und Maßnahmen des Landes, die Kooperationsvereinbarung zwischen Land und Kommune sowie die Strategie der Kultusministerkonferenz zur „Bildung in der digitalen Welt“ wurden daher im Grundsatz begrüßt. Deutlich wurde aber auch, dass darüber hinaus weiterer Handlungsbedarf besteht. Martin Schenkelberg (Städtetag NRW) gab die Einschätzung ab, dass etwa die Hälfte der Strecke bereits geschafft sei. Stefan Noller (Calliope gGmbH) wies andererseits darauf hin, dass die schulische Realität oftmals noch weit vom wünschenswerten Umgang mit den Fragen der Digitalisierung entfernt sei. Neben der unzureichenden technischen Ausstattung der meisten Schulen nannte Noller als Gründe hierfür auch die Abwehrhaltung gegenüber den neuen Medien, die sich beispielsweise am Verbot der Handynutzung an den Schulen zeige.

    Auf die Bedeutung von Kenntnissen der Informatik, um digitale Technologien zu verstehen und souverän einsetzen zu können, wiesen insbesondere Professor Bardo Herzig (Uni Paderborn), Juliane Petrich (Bitkom) und Professor Thorsten Brinda (Uni Duisburg-Essen) hin. Eine Mitgestaltung der digitalisierten Welt sei ohne entsprechende Kenntnisse und Fertigkeiten nicht vorstellbar. Ob hierfür das Fach Informatik zu einem Pflichtfach für alle Schülerinnen und Schüler gemacht werden sollte oder ob die Inhalte in verschiedenen anderen Fächern behandelt werden könnten, wurde unterschiedlich eingeschätzt. Insbesondere Professor Brinda mahnt an, dass die Vermittlung der Informatik nur auf der Grundlage einer soliden Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer gelingen könnte.

    Für einen breiten Diskurs zur Zukunft der schulischen Bildung in der digitalisierten Welt, sprach sich Richard Heinen (Uni Duisburg-Essen) aus. Bislang würden diejenigen, die sich mit Fragen der Schule im 21. Jahrhundert beschäftigen, zu selten die Digitalisierung berücksichtigen. Andersherum gelte dies auch, da diejenigen, die sich mit den Möglichkeiten der digitalen Bildung auseinandersetzten, dabei zu selten den grundlegenden Fragen zu den Herausforderungen für die schulische Bildung im 21. Jahrhundert nachgehen würden.

    Mit dem Antrag „Bildung hoch vier“ will die PIRATEN-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen einen Impuls für diese wichtige Diskussion geben, die in der nächsten Zeit dringend vorangebracht werden muss.

     

  • Keine Verwendung von Filtersoftware auf Schulcomputern

    Rechtsextremistische Parteiseiten sind erreichbar, demokratische Parteien wie die PIRATEN sind gesperrt. Dazu sagt Simon Kowalewski, stellvertretender Vorsitzender der PIRATEN Berlin:

    „Dass in einer bundesweit von zahlreichen Schulen benutzten Filtersoftware die Webseite der Piratenpartei gesperrt ist, die Seiten von allen rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Parteien jedoch erreichbar sind, ist ein Skandal. Nazis verteilen heute ihre Schulhof-CDs virtuell und die Schulleitung lässt zu, dass von kommerziellen Anbietern die Möglichkeit blockiert wird, sich bei einer demokratischen Partei über ihre Lügen und Methoden zu informieren. Wir fordern die Abschaffung von Filtersoftware in Schulen und Bibliotheken und ein Schulfach Medienkompetenz, das Schüler_innen befähigt, selbst Informationen aus dem gesamten politischen Spektrum zu vergleichen und dadurch nicht in die Hände von Volksverhetzern zu fallen.“

    Kristos Thingilouthis, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Deutschland:

    „Wir fordern die verantwortlichen Stellen auf, diesen Unsinn zu beenden. Da kann man sich nur wundern, dass die Law-and-Order-Politiker hier anscheinend auf dem rechten Auge blind sind. Eine in vier Landtagen vertretene demokratische Partei wie die PIRATEN von den Schulrechnern auszusperren, spricht für sich. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.“